Griechenland: Unfall mit mindestens 38 Todesopfern

Bei einem Zugunglück in Griechenland wurden am 28.02.2023 kurz vor Mitternacht mindestens 38 Menschen getötet und 85 weitere verletzt. Auf einer zweigleisigen Strecke kollidierten nahe Evangelismos ein Güterzug sowie der IC 62 Athen – Thessaloniki der ehemaligen Staatsbahn Hellenic Train. Zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes befanden sich etwa 350 Fahrgäste an Bord. Die Bergungsarbeiten sind weiterhin im Gange.

Es wird vermutet, dass der Bahnhofsvorsteher in Larissa die Schlüssel, mit denen die Durchfahrt der Züge auf den Kreuzungsgleisen mechanisch geregelt wird, nicht umgedreht hat, so dass die beiden Züge auf dieselbe Strecke geschickt wurden.

Die Strecke ist am Unfallort seit etwa 15 Jahren zweigleisig, elektrifiziert und mit Lichtsignalen ausgerüstet, die Sicherungsanlagen sind hier nach wie vor nicht in Betrieb, die Zugsicherung erfolgt per Funk, so auch ein Gewerkschafter in einem Interview.

Leider ist das nicht der erste schwere Unfall wegen mangelnder Sicherungsanlagenin Griechenland. 2017 verunglückte deshalb ein Zug südlich von Thessaloniki.

Eine Antwort auf „Griechenland: Unfall mit mindestens 38 Todesopfern“

  1. HellenicTrain hat angekündigt für die Opfers des Unglücks von Evangelismos bis zu 42.000 EUR Soforthilfe zu zahlen. Da die Schuldfrage vermutlich erst gerichtlich geklärt werden muss, ist das als freiwillige Leistung anzusehen.

    Der angekündigte Schienenersatzverkehr mit Bussen bis zur Wiederaufnahme des Bahnbetriebs ist wegen der Streiks am 16.03.2023 wieder zum Erliegen gekommen.

    Derweil wird in der Politik massiv über Verantwortlichkeiten gestritten. Zum Hauptpunkt entwickelt sich der Vertrag 717 zur Umstrukturierung des Sicherheitsanlagen der Strecke Athen – Thessaloniki mit Ausnahme der Neubaustrecke Tithorea – Domokos.

    Dieser Vertrag aus dem Jahr 2014 mit einen Konsortium der Firmen TOMI und Alstom belief sich über etwa 41 Mio EUR. Dieses Vorhaben sollte 2016 abgeschlossen worden sein, die Fristen wurden aber immer wieder verlängert, verbunden mit Kostensteigerungen und anderen Ungereimtheiten.

    Unklar ist, was überhaupt geliefert wurde und in welchem Zustand, möglicherweise nur 33 % des Auftrags und das nicht brauchbar, u.U. weil mit anderen OSE-Systemen inkompatibel. Von 2017 bis 2019 sind nach Aussage in den Medien keine Arbeiten ausgeführt worden. Aktuell soll ca 70 % des Auftrages abgearbeitet sein.

    Die beiden Parteien, die damals (SYRIZA) und jetzt (Nea Dimokratia) in der Regierungsverantwortung standen bzw. stehen, schieben sich die Verantwortung für die Nichterfüllung (und als Konsequenz schlussendlich auch für den Unfall) gegenseitig zu. Wegen der vielen personellen Wechsel an der Spitze des EIU OSE und der für Ausbauten zuständigen ErgOSE sind dort die Verantwortlichen schwer auszumachen. Griechenland befindet sich im Wahlkampf, ein Umstand, der die Dinge nicht besser macht.

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