Der Vorstand der Deutschen Bahn AG hat dem Aufsichtsrat am 18.09.2024 ein Gesamtprogramm zur strukturellen Sanierung des Konzerns innerhalb der nächsten drei Jahre vorgestellt. Im Fokus stehen drei Dimensionen: die Sanierung der Infrastruktur, des Eisenbahnbetriebs und der Wirtschaftlichkeit. Ziel ist, bis 2027 die Leistungsfähigkeit der Schiene wieder herzustellen, das Kundenerlebnis durch eine höhere Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und weniger Störungen deutlich zu verbessern und die finanzielle Tragfähigkeit der DB abzusichern.
Der Erfolg des Sanierungsprogramms wird an mehreren wesentlichen Kennzahlen gemessen. Unter anderem soll in der Infrastruktur die Anzahl der infrastrukturbedingten Verspätungen trotz weiterhin hoher Bautätigkeit bis 2027 um 20 Prozent gesenkt werden. Im Betrieb soll die Pünktlichkeit im Fernverkehr in drei Jahren wieder zwischen 75 und 80 Prozent liegen. Das operative Ergebnis (EBIT) im Systemverbund soll bis 2027 auf 2 Milliarden Euro steigen.
Mit dem Sanierungsprogramm S3 soll bis 2027 zur Planung der Starken-Schiene-Strategie aufgeschlossen werden, die auf die langfristigen verkehrspolitischen Sektorziele der Bundesregierung ausgerichtet ist. Angestrebt wird dabei eine Verdopplung der Verkehrsleistung im Schienenpersonenverkehr, die Steigerung des Anteils der Schiene am Güterverkehr auf 25 Prozent und die sukzessive Umsetzung des Deutschlandtakts.
Infrastruktur – schnelle Bestandssanierung im Fokus
In der Infrastruktur steht in den nächsten drei Jahren die schnelle Bestandssanierung im Fokus. Dies beinhaltet die Generalsanierung von insgesamt 1500 Streckenkilometern und damit aller kommunizierten Korridore bis 2027, die mit der Sanierung der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim erfolgreich gestartet wurde. Ferner sollen störanfällige Anlagen in der gesamten Infrastruktur ersetzt und damit die Anzahl der Langsamfahrstellen deutlich reduziert werden. Die sogenannten Lost Units, die entstehen, wenn ein Zug durch ein Ereignis zwischen zwei Messpunkten auf einem Streckenabschnitt mehr als 90 Sekunden Verspätung aufbaut, um 20 Prozent reduziert werden. Außerdem sollen mit einem Sofortprogramm 200 alte, störanfällige Stellwerke ausgetauscht werden. Spürbare Wirkung wird auch die schnelle Kapazitätserweiterung durch kleine und mittlere Maßnahmen haben, die bis 2027 auf rund 200 steigen werden. Das bereits verkündete Programm für die Modernisierung der Bahnhöfe soll ebenfalls weiter vorangetrieben werden. Vorgesehen ist, pro Jahr 100 Bahnhöfe zu modernisieren.
Im Rahmen der bestehenden Haushaltsmittel und Verpflichtungsermächtigungen bis 2027 werden darüber hinaus gemeinsam mit dem Bund priorisierte Bedarfsplan- und Digitalisierungsvorhaben fortgeführt sowie alle notwendigen Maßnahmen ergriffen, um die Sanierungs- und Modernisierungsoffensive ab 2028 ohne Verzögerung weiter umzusetzen.
Betrieb – Neuartiges Bauen ist Erfolgsrezept
Die Sanierung der Infrastruktur ist eine wichtige Voraussetzung, um auch im Eisenbahnbetrieb Qualität und Stabilität zu verbessern. Darüber hinaus hat die Stabilisierung des Fahrplans höchste Priorität. Dazu wird das gesamte Bau- und Instandhaltungssystem in ein sogenanntes vertaktetes System überführt. Ziel ist, dass die Baustellen künftig über vorgegebene Zeitfenster dem Fahrplan folgen, statt wie heute umgekehrt. Bereits in den ersten Wochen der im zweiten Halbjahr gestarteten Umsetzung ist es gelungen, rund 80 Prozent der Instandhaltungsmaßnahmen innerhalb der vorgegebenen Zeitfenster abzuwickeln. Ein vergleichbares Konzept ist auch für die Investitionsmaßnahmen vorgesehen, kann aufgrund regulatorischer Anforderungen aber erst bis 2027 komplett ausgerollt werden. Mit diesen Maßnahmen wird die Anzahl der von Baumaßnahmen betroffenen Zügen deutlich reduziert.
Ein weiterer Schwerpunkt zur Sanierung des Betriebs liegt auf der punktuellen Entlastung der fünf wichtigsten Knoten (Berlin, Hamburg, Köln, Frankfurt, München) in Deutschland. Hierzu sollen kurzfristige operative Maßnahmen wie etwa eine veränderte Reisendenlenkung zur Verbesserung der operativen Exzellenz umgesetzt werden. Gleichzeitig müssen zu komplexe Betriebskonzepte, insbesondere im Nahverkehr, vereinfacht werden. Mittel- bis langfristig wird für die Knoten in Abstimmung mit den Aufgabenträgern ein anderes Kapazitätsnutzungskonzept benötigt, da der infrastrukturelle Ausbau mit den steigenden Bedarfen nicht mithalten kann.
Zusätzlich soll die Verfügbarkeit und die Qualität der Fahrzeuge verbessert werden. Ziel ist, die pünktlichkeitsrelevanten Störungen zu verringern. Mit diesen Maßnahmen soll die Pünktlichkeit des Eisenbahnverkehrs sukzessive verbessert und in drei Jahren im Fernverkehr wieder eine Pünktlichkeit von 75 bis 80 Prozent erreicht werden. Um auch in den Zügen das Kundenerlebnis zu verbessern, wird ein weiterer Schwerpunkt darauf liegen, Störungen mit Auswirkungen auf den Komfort wie zum Beispiel ausgefallene Kaffeemaschinen oder defekte Bord-WCs zu reduzieren.
Bis 2027 sollen darüber hinaus wesentliche Digitalisierungsinitiativen bei den Fahrzeugen, der Fahrplanerstellung und der Betriebsdurchführung realisiert werden: In den nächsten drei Jahren soll die Mehrheit der Züge mit einer Software ausgestattet werden, die eine Zustandsüberwachung in Echtzeit erlaubt, um die Flottensteuerung und Instandhaltung zu verbessern. Eine neue leistungsfähige Software soll bei der Erstellung von konsistenten und konfliktfreien Fahrplänen unterstützen und die Automatisierung des Baufahrplans ermöglichen.
Wirtschaftliche Lage
Die zu alte, zu störanfällige und zu volle Infrastruktur hat massive Auswirkungen auf den Betrieb und damit auch auf die Wirtschaftlichkeit des Konzerns. Deshalb sind die Sanierung der Infrastruktur und des Betriebs wichtige Voraussetzungen für eine Ergebnisverbesserung in den nächsten drei Jahren. Darüber hinaus sollen eine Reihe von Maßnahmen dazu beitragen, den Konzern effizienter aufzustellen. Mit Blick auf die wirtschaftliche Lage hat sich die DB zum Ziel gesetzt, bis 2027 im Systemverbund ein operatives Ergebnis (EBIT) von 2 Milliarden Euro zu erwirtschaften. Außerdem soll die sogenannte Tilgungsdeckung, also das Verhältnis von operativem Cash Flow zu adjustierten Nettofinanzschulden, auf 12 Prozent in drei Jahren gesteigert werden. Die Personalaufwandsquote soll von heute 52 Prozent auf 50 Prozent gesenkt werden. Die Investitionshochläufe insbesondere in den Transportbereichen werden gegenüber den bisherigen Planungen angepasst und reduziert.
Die DB wird den Personalbedarf des Systemverbunds in den nächsten Jahren in zwei Phasen reduzieren. Bis zum Jahr 2027 wird die DB prioritär in den Bereichen Verwaltung, Vertrieb und indirekt operativen Funktionen reduzieren. Entlassungen sind nicht vorgesehen, die Regelungen zur Beschäftigungssicherung gelten uneingeschränkt weiter. Genutzt werden stattdessen verschiedene Instrumente wie die natürliche Fluktuation, der konzerninterne Arbeitsmarkt und freiwillige Altersteilzeit. Gleichzeitig wird die DB sicherstellen, dass das notwendige Personal für das operative Eisenbahngeschäft zur Verfügung steht. Deshalb wird in vielen Betriebsfunktionen unverändert auf Hochtouren eingestellt. Die notwendige Verbesserung der Wirtschaftlichkeit muss Hand in Hand gehen mit der strukturell notwendigen Sanierung von Infrastruktur und Eisenbahnbetrieb.
Die Maßnahmen zur Sanierung der Wirtschaftlichkeit umfassen den gesamten Systemverbund und damit auch die Infrastruktur, die internen Dienstleister und die Konzernleitung. Von besonderer Bedeutung sind die am Markt operierenden Geschäftsfelder.
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DB Cargo befindet sich bereits in einer weitreichenden Transformation, die darauf abzielt, das Geschäftsmodell wettbewerbsfähig für die Zukunft aufzustellen. Ab Januar 2025 wird eine neue kunden- und branchenorientierte Struktur entstehen: Mit der klaren Zuteilung und Bündelung von Ressourcen, mit hoher Eigen- und Ergebnisverantwortung können die Teams sich stärker an Kundenbedürfnissen orientieren. Diese unternehmerische Verantwortung und eher mittelständische Aufstellung wird die Profitabilität nachhaltig sicherstellen. Personalkapazitäten, Overhead-Strukturen und Einsatzbedingungen werden dabei branchenüblich gestaltet.