MMV übernimmt Kohleverkehr von RCH

Die ungarische Privatbahn MMV Magyar Magánvasút hat einen großen Kohleverkehr im Nordosten des Landes gewonnen, den bislang die Rail Cargo Hungaria (RCH) traktioniert. Insgesamt 6 Mio. Jahrestonnen (30 % davon optional) sind im Auftrag des Kraftwerksbetreibers MVM Mátra Energia zwischen dem Braunkokohletagebau Bükkábrány (Versandbahnhof Mezőkeresztes-Mezőnyárád) und dem 57 km entfernten Kraftwerk in Visonta zu befördern. Es gilt ein Taktverkehr von Montag 6 Uhr bis Samstag 6 Uhr.

1116 048 + train de charbon vers la centrale électrique "Mátrai Erőmű" à Visonta
RCH verlor in Ungarn einen großen Kohleverkehr. Quelle: https://www.flickr.com/photos/cfl1969/29608210735/

Vorausgegangen war eine Ausschreibung: Der Auftraggeber hatte am 15.10.2020 eine Aufforderung zur Interessenbekundung versendet, die am 20.10.2020 auch im Amtsblatt der Europäischen Union publiziert wurde (2020 / S 204-497402). Die Zusammenfassung der Ergebnisse der Beteiligungsphase wurde am 21.12.2020 versandt, die Gespräche mit den Bietern wurden am 17.02.2021 geführt.

Eingegangene Gebote wurden am 04.03.2021 geöffnet:

  • Rail Cargo Hungaria (RCH): 372,75 HUF/t (1,07 EUR/t)
  • MMV Magyar Magánvasút: 376,52 HUF/t (1,08 EUR/t)
  • PKP Cargo International HU: 494,1 HUF/t (1,42 EUR/t)

Der endgültigen Vergabe des Großauftrages ging ein Rechtsstreit voraus, den der bisherige Inhaber des Transportauftrages initiiert hatte. Am 22.06.2021 wies das angerufene Schiedsgericht des öffentlichen Beschaffungswesens die Beschwerde ab – es kann keine Berufung eingelegt werden.

Foto: MVM Mátra Energia

Das 1969 in Betrieb genommene Kraftwerk Visonta ist nach dem Kernkraftwerk Paks das zweitgrößte Kraftwerk in Ungarn und liefert rund 15 % der ungarischen Stromproduktion. Durch die Versorgung mit heimischer Kohle (Tagebau Visonta seit 1964 und Bükkábrány seit 1985) gilt das Kraftwerk als wichtiger Stützpfeiler in der nationalen Energieversorgung. Die Stilllegung soll 2029 erfolgen.

Der Betrieb wurde 1992 als Aktiengesellschaft Mátrai Erőmű Zrt. privatisiert. Mehrheitseigentümer war zunächst der staatliche Magyar Villamos Művek (MVM). 1993 erwarb die RWE Rheinbraun 26,5 %, stockte aber zwei Jahre später auf 51 % auf. Gleichzeitig erwarb die EnBW 22 %. Der RWE-Anteil wechselte Ende 2017 zur Matra Energy Holding, einem Joint Venture der Opus Global des dem Premierminister Viktor Orbán nahestehenden Geschäftsmannes Lőrinc Mészáros und der Energetický a průmyslový holding (EPH). Im März 2018 stockte die Holding auf 77,26 % auf, nachfolgend übernahm Opus Global den Anteil der EPH in mehreren Schritten.

Heute befindet sich die AG im Eigentum der MVM (53,26 %) sowie der Matra Energy Holding (46,74 %). Seit dem 01.07.2021 firmiert die Mátrai Erőmű Zrt. unter dem Namen MVM Mátra Energia Zrt. „Mit einem moderneren, dynamischeren Namen will das Unternehmen seine Zugehörigkeit zur MVM-Gruppe und den Start eines komplexen Transformationsprogramms unterstreichen“, so das Unternehmen in einer Presseaussendung.

Schreibe einen Kommentar