SBB Cargo Int: Grünstrom in vier Ländern

SBB Cargo International ist nach eigener Aussage das erste und einzige Unternehmen auf dem Korridor „Rhine Alpine“, das seinen Kunden bei Bedarf und gegen eine geringe Gebühr in den vier Ländern Niederlande, Deutschland, Schweiz und Italien grünen Strom anbietet und entsprechend zertifizieren lässt.

Grafik: SBB Cargo International

Spanien: Bahnstrompreise stark angestiegen

Die spanischen Güterverkehrsunternehmen befürchten, aufgrund der steigenden Energiepreise an Marktanteilen und Attraktivität zu verlieren. Aufgrund wesentlich höherer Strom-, Gas- und Kraftstoffpreise stiegen die Produktionskosten der staatlichen und privaten Eisenbahnunternehmen im letzten Quartal 2021 um mehr als 25 %.

Der spanische Verband der Betreiber des komodalen Verkehrs (L’Union espagnole des opérateurs de transport comodal; UOTC) sandte einen Brief an das Ministerium für Verkehr, Mobilität und Urbane Agenda und bat um dessen Eingreifen, um den Verlust von bis zu 500.000 t im intermodalen Verkehr zu verhindern. Die Mitglieder der UOTC sind insbesondere vom staatlichen Schienengüterverkehrsbetreiber Renfe Mercancías abhängig, der für 2022 die Tarife „aufgrund der gestiegenen Betriebskosten, die hauptsächlich aus den gestiegenen Energiekosten resultieren“, stark angehoben hat.

Die Energieversorgung von Eisenbahnunternehmen, die auf dem spanischen Schienennetz fahren, ist nicht liberalisiert. Innerhalb von etwa einem Jahr ist der Strompreis um mehr als 190 % gestiegen, was zum Teil auf die höheren Gaspreise und die Kosten für die Emissionsrechte zurückzuführen ist.

Renaissance der Dieselloks?

Aufgrund der hohen Strompreise wollen Güterbahnen wieder mehr Dieselloks einsetzen. Zwar ist auch der Dieselkraftstoff teurer geworden, aber nicht so stark wie Strom. Laut Angaben vom Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE) hätten sich allein im vergangenen Jahr die Preise für Bahnstrom verdoppelt, aktuell seien sie sogar bis zu sechsmal so hoch wie im Januar 2021. Die Energiekosten hatten schon vor dieser Entwicklung einen Anteil von ca. 20 % an den Betriebskosten.

Die dadurch existenzbedrohten Güterbahnen befürchten deswegen auch eine Verlagerung von Fracht auf die Straße und bevorzugen deshalb den Einsatz von Dieselloks. Die Entwicklung gefährde damit zwar auch die Klimaziele im Verkehrssektor, jedoch schlägt der Preis das Argument Klimaschutz.

Bulgarische Bahnstrompreise in der Kritik

Bulgarische Güterbahnen kritisieren die aktuell hohen Bahnstrompreise im Land. Dies berichten diverse bulgarische Medien, u.a. utroruse.com und trafficnews.bg. Mit PIMK Rail hat ein erster Betreiber vor Weihnachten den Betrieb eingestellt, Mitbewerber Bulmarket Rail Cargo denkt ebenfalls über entsprechende Maßnahmen nach. Bulmarket kauft aktuell 2.700 MWh pro Monat ein, die Energiekosten nähmen über 50 % der Transportkosten ein.

Aktuell zahlen die Bahnen 824 BGN/MWh (420 EUR/MWh) zuzüglich 200 BGN/MWh (102 EUR/MWh) Durchleitungsgebühr an den staatlichen Netzbetreiber NRIC.

Die bulgarischen Bahnen fordern nun eine Abschaffung der Durchleitungsgebühren, die Abschaffung der als illegal empfundenen Entgelte für die Nutzung von Energieversorgungsanlagen, die Förderung von Bahnstrom im Falle der Überschreitung des Grenzwertes von 200 BGN/MWh an der Strombörse sowie eine Senkung der Trassengebühren.

Bahnstrom in Ungarn deutlich teurer

Der ungarische Infrastrukturbetreiber MÁV erhöht die Bahnstrompreise deutlich. Das Unternehmen teilte den Nutzern mit:

„Auf der Grundlage der Prognose der für die Beschaffung von Bahnstrom zuständigen Organisation wird der geschätzte durchschnittliche jährliche Einheitspreis für Bahnstrom für das Jahr 2022 unter Berücksichtigung der aktuellen und der in den kommenden Perioden erwarteten Börsenpreise 92,32 HUF/kWh netto betragen. Der prognostizierte Durchschnittspreis kann in bestimmten Monaten je nach Entwicklung an den Strombörsen und Wechselkursschwankungen mit Schwankungen von bis zu 10-30 % sowohl in positiver als auch in negativer Richtung vom erwarteten Jahresmittelwert abweichen.

Die derzeitige Prognose geht von einem ungünstigeren Durchschnittspreis in den ersten Monaten des Jahres aus, mit möglichen Werten von 110-120 Ft/kWh für Januar und Februar 2022, danach erwarten wir eine Minderung.

Der stetige Anstieg der Börsenkurse seit Anfang 2021 wird sich auch auf die für die zweite Jahreshälfte ermittelten Einheitspreise auswirken, wobei die endgültigen Einheitspreise für die Monate Oktober und November bei etwa 45-48 HUF/kWh liegen dürften.“

RCG: „Grünstrom“ auch in Tschechien

Ab sofort fährt die ÖBB Rail Cargo Group (RCG) auch in Tschechien zu 100 % mit Grünem Bahnstrom aus erneuerbaren Energiequellen. Was bereits seit 2018 in Österreich, seit Anfang 2021 in Deutschland umgesetzt ist, gilt nun auch für alle von der RCG traktionierten TransFER Verbindungen in Tschechien. Dies gilt unter anderem für intermodale Verkehre von Brno [CZ] nach Budapest [HU] bzw. von Melnik [CZ] nach Hamburg und für Wagenladungen von Bohumín / Petrovice [CZ] nach Hohenau [AT].

Grafik: Rail Cargo Group

DB: Bahnstrom aus Norwegen

Ab 2023 will die Deutsche Bahn „Grünstrom“ aus Norwegen für die Bahnstromversorgung beziehen. Für zehn Jahre liefert das Wasserkraftwerk Mågeli im Süden Norwegens jährlich 190 GW. Möglich wurde dies durch die Inbetriebnahme des Nordseekabels Nordlink zwischen Norwegen und Deutschland, die im April 2021 stattfand. Partner des Cross-Border-PPA-Vertrages ist Statkraft.

Aktuell deckt die DB über 61 % der 10 TW Bahnstrombedarf pro Jahr mit erneuerbaren Energien.

PKP: Energiespeicher für Bahnstrom

PKP Energetyka will insgesamt rund 300 Energiespeicher für Bahnstrom zur Stabilisierung des Netzes errichten. Die erste Anlage ging jüngst in Garbce (Woiwodschaft Dolnoslaskie) in Betrieb. Sie besteht aus 4.240 Lithium-Ionen-Zellen und hat eine Kapazität von 1,2 MWh bei einer Leistung von 5,5 MW. Die Kosten für den Bau lagen bei 20 Mio. PLN (4,4 Mio. EUR), 8,8 Mio. PLN stammen dabei von der EU.

Foto: PKP Energetyka

Polnischer Bahnstrom wird „Grün“

Laut dem Präsidenten der PKP Energetyka, Wojciech Orzech, sollen bis 2030 85 % des polnischen Bahnstroms aus erneuerbaren Energien stammen. Aktuell sind es 12 %. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde am ersten Tag des TOGETAIR-Klimagipfels in Warschau unterzeichnet. Teilnehmender Partner ist auch die Privatbahn CTL Logistics, die u.a. Photovoltaikanlagen auf ihren Gebäuden installieren wird.

Das Programm „Grüne Eisenbahn“ wurde von der Brancheninitiative des Railway Energy Efficiency Center (CEEK) ins Leben gerufen. Ziel ist es, dass bis 2030 die überwiegende Mehrheit der Energieversorgung der Eisenbahnen in Polen aus erneuerbaren Energiequellen stammt, hauptsächlich aus Photovoltaik und Windenergie .