[RO] „Letzte Fahrt“ von CFR Marfă im März 2025

Auf den Ende Oktober 2024 in Bukarest stattgefundenen „Eisenbahntagen 2024“ erklärte der Generaldirektor von CFR Marfă, Daniel Apostolache, dass CFR Marfă in Konkurs und Liquidation gehen wird, sobald das Carpatica Feroviar alle erforderlichen Genehmigungen erhält, um Eisenbahnbetreiber zu werden. Dies wird höchstwahrscheinlich im März 2025 geschehen, wenn der Vergleich mit den Gläubigern, in dem sich CFR Marfă seit Jahren befindet, ausläuft. CFR Marfă wird ab diesem Zeitpunkt keine Transportleistungen mehr erbringen.

Carpatica Feroviar wird 200 Lokomotiven und 6.500 Wagen von CFR Marfă übernehmen. Die Gebühren dafür sollen direkt auf die Konten der Nationalen Agentur für Finanzverwaltung (Agenția Națională de Administrare Fiscală; ANAF) überwiesen werden, um die Schulden gegenüber dem Staat zu begleichen. Außerdem wird das neue Unternehmen für die Reparatur der Lokomotiven sechs der acht Instandhaltungsstandorte von der C.F.R. IRLU S.A. übernehmen.

Grafik: CFR Marfă

Nächste Verkaufsrunde für CFR-Marfă-Fahrzeuge

Für den Verkauf von Lokomotiven und Wagen von CFR Marfă wurde ein neues Los ausgeschrieben. Auf der Liste vom 17.11.2023 stehen jetzt 311 Loks und 5.237 Wagen, bei der letzten Auktion am 12.10.2023 waren es 368 Loks und 5.904 Wagen, woraus sich ergibt, dass beim letzten Mal 57 Loks und 667 Wagen verkauft wurden. Die vollständigen Angebotslisten:

Diese Fahrzeuge von CFR Marfă werden versteigert, um einen Teil der Schulden gegenüber der rumänischen Nationalen Agentur für Steuerverwaltung (Agenția Națională de Administrare Fiscală; ANAF) aufgrund der staatlichen Beihilfen zu decken, die während der gescheiterten Privatisierung im Jahr 2013 gewährt wurden.

Um die Einnahmen zu maximieren und den Prozess der Tilgung staatlicher Beihilfen zu beschleunigen, hat CFR Marfă am 06.07.2023 die Absicht veröffentlicht, 508 Lokomotiven und 7.157 Wagen zu verkaufen. Seit dem Beginn im Sommer 2023 wurden bisher 140 Loks und 1.920 Wagen von verschiedenen privaten Unternehmen gekauft.

CFR Marfă kritisiert Industriebahnen

Die staatliche rumänische Güterbahn CFR Marfă hat die Preispolitik der Industriebahnen (linii ferate industriale (LFI)) bei den Infrastrukturbenutzungskosten kritisiert. Die Entgelte seien drastisch erhöht worden. „Im Geiste des Fairplay gibt CFR Marfă bekannt, dass es am 30.01.2023 dem Nationalen Aufsichtsrat im Eisenbahnsektor eine Meldung über unlautere Praktiken einiger Eigentümer von Industriebahnen vorgelegt hat“, heißt es in einem Beitrag auf dem offiziellen Facebook-Account der Staatsbahn.

CFR Marfă will RSCO auflösen

CFR Marfă hat den Vorschlag der Grup Feroviar Român (GFR) zum Erwerb von Aktien der Rolling Stock Company SA (RSCO) an das Verkehrsministerium weitergeleitet. GFR, mit 51,0052 % der Mehrheitsaktionär von RSCO, hatte 2022 dem Verwaltungsrat von CFR Marfă eine Absichtserklärung vorgelegt, den gesamten Aktienbesitz der CFR Marfă zu erwerben, d. h. 48,9948 %. CFR Marfă hat am 13.09.2022 beim Bukarester Tribunal die Auflösung von RSCO beantragt (Aktenzeichen 24691/3/2022). Der Vertreter des Verkehrsministeriums hat die Informationen über die Absichtserklärung der GFR für den Kauf der von CFR Marfă gehaltenen Aktien und den Stand der Maßnahmen bezüglich der RSCO jüngst zur Kenntnis genommen.

Der Vorschlag von GFR kam aufgrund des Vorkaufrechts, nachdem die Generalversammlung der CFR Marfă die Einleitung der notwendigen rechtlichen Schritte für die Auflösung der RSCO genehmigt hatte. Sie fordert auch die Rückgabe von Vermögenswerten, die als Einlage in das Unternehmen gehalten werden. CFR Marfă beteiligte sich am Aktienkapital von RSCO mit 80 Loks und etwa 6.000 Wagen, die zunächst mit dem Geld von GFR repariert wurden. RSCO hat in den letzten Jahren Gewinne erzielt.

Die 2007 gegründete RSCO hat als Haupttätigkeit die Vermietung von Lokomotiven und Wagen außerhalb Rumäniens, insbesondere in Mittel- und Südosteuropa. Nach der Satzung des Unternehmens wird die von CFR Marfă beantragte Auflösung des Unternehmens aufgrund schwerwiegender Missverständnisse, die ein ordnungsgemäßes Funktionieren des Unternehmens verhindern, durch einen Gerichtsbeschluss vollzogen.

CFR Marfă verzichtet auf ausstehende Forderungen

CFR Marfă hat Anfang November 2022 im Gläubigerausschuss zum CET Arad, einem insolventen Heizkraftwerk, für den Verkauf des Unternehmens gestimmt, obwohl es dadurch ausstehende Beträge in Höhe von  59 Mio. RON (rd. 12 Mio. EUR) aus den erbrachten Dienstleistungen nicht einziehen kann.

Obwohl es jedes Interesse an der Erholung des Kraftwerks Arad hätten haben müssen, stimmten die Vertreter von CFR Marfă für den Verkauf, der zu einem Preis von 90 % des Wertes starten sollte. Es wurde erwartet, dass kein Käufer gefunden wird, da die meisten von ihnen auf eine zweite Verkaufssitzung warten, in welcher der Preis niedriger ist. CFR Marfă erscheint in der Kategorie der ungesicherten Gläubiger, daher ist es unverständlich, warum es gegen die Rückforderung der Schulden gestimmt hat.

Das CET Arad ist jedoch nur Teil einer langen Liste von Schuldnern, an die CFR Marfă die für den Betrieb notwendigen Brennstoffe geliefert hat, in der Regel Kohle, Heizöl usw. Von staatlichen Unternehmen, die nicht für die Dienstleistungen von CFR Marfă bezahlen, stehen 262 Mio. RON (rd. 53,2 Mio. EUR) aus. Zu den wichtigsten Unternehmen, welche mit Schulden in den Konten von CFR Marfă registriert sind und die sich in Insolvenz oder Konkurs befinden, zählen Oltchim Râmnicu Vâlcea, CET Arad, CET Bacău, CET- Govora, Regia Autonomă de Activități Nucleare, CET Brașov, CET Iași, Compania Națională a Huilei, Sidermet Călan, Termica Suceava und Sucursala Minieră Banat – Anina.

Entgleisung im rumänischen Răcari

Auf einem Abschnitt der Strecke 100 sind zwischen Filiaşi und Craiova am 01.11.2022 im Haltepunkt Răcari neun Güterwagen des mit Kohle beladenen Zuges 64316 von CFR Marfă entgleist. Der aus 39 Wagen bestehende Güterzug mit einer Ladung von 3.100 t war auf der Relation Motru Est – Cernele unterwegs und verließ gerade die Station in Richtung Coțofeni. Sechs Wagen stürzten um.

Der Verkehr auf der Magistrale Timișoara – București ist nach der Totalsperrung noch stark beeinträchtigt, er wurde am Morgen des 03.11.2022 ab 7:10 Uhr aber wieder aufgenommen. Die Aufräumarbeiten dauern noch an, bisher wurden sieben Wagen geborgen.

Der Verkehrsminister Sorin Grindeanu sagte unter Bezugnahme auf den Unfall, dass die Eisenbahninfrastruktur in den letzten 20 Jahren für Rumänien keine Priorität hatte. Die Investitionsbeträge für die Schiene gegenüber der Straße seien derzeit ungefähr gleich, in den kommenden Jahren wird aber ein viel höherer Anteil in den Bereich Schiene fließen als für Straßen.

CFR Marfă fährt Kohle nach Iași

CFR Marfă konnte sich einen Auftrag der Stadt Iași über den Transport von Kraftwerkskohle sichern und gewann in der am 16.09.2022 endenden Ausschreibung gegen Grup Feroviar Român (GFR). Es bleibt jedoch abzuwarten, ob dieser Vertrag der CFR auch Gewinn bringt oder im Gegenteil die Verluste weiter vertieft.

Der einen Monat später unterzeichnete Vertrag über den Transport von ca. 140.000 t Energiekohle betrifft die Verbindung Depozit COMVEX Constanța Port – Constanța Port Zona C – Iași – Centrala Termică și Electrică Holboca und stärkt die Position von CFR Marfă auf dem Schienengüterverkehrsmarkt. In den ersten acht Monaten des Jahres 2022 steigerte das Unternehmen seinen Umsatz um ca. 25 %, was gleichzeitig mit dem Rückgang von 32,2 % der Verluste im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres einher ging. Der CFR-Marktanteil erholte sich im ersten Halbjahr 2022 auf 29,6 % gegenüber 27,4 % im ersten Halbjahr 2021.

CFR Marfă führte im Jahr 2021 ca. 90 % der Kohletransporte auf der Schiene durch und spielt damit eine strategische Rolle für die Funktion des nationalen Energiesystems im Kontext der Energiekrise. Der geschätzte Gesamtwert des Vertrags, der für vier Monate laufen wird, beträgt 20,3 Mio. RON (4,1 Mio. EUR). In den letzten Jahren hat sich nach Aussage von lokalen Medien gezeigt, dass solche Kohletransportverträge für CFR Marfă nicht gewinnbringend waren.

GFR will CFR Marfă-Anteil bei RSCO übernehmen

Die Grup Feroviar Roman S.A. (GFR) ist der Mehrheitsaktionär des rumänischen Lok- und Wagenvermieters Rolling Stock Company SA (RSCO), und hat dem Verwaltungsrat von CFR Marfă eine Absichtserklärung vorgelegt, das Aktienpaket des staatlichen Unternehmens zu übernehmen. In dem am 14.09.2022 versandten Schreiben wird die Absicht von GFR erwähnt, das gesamte Aktienpaket von CFR Marfă zu kaufen (16.621 Aktien bzw. 48,9948 %).

Der Vorschlag von GFR erfolgte, nachdem die Hauptversammlung der Aktionäre von CFR Marfă die Einleitung der für die Auflösung der RSCO erforderlichen rechtlichen Schritte genehmigt hat. Gemäß der Satzung der Gesellschaft erfolgt ihre von CFR Marfă beantragte Auflösung durch eine Entscheidung des Gerichts aufgrund schwerwiegender Missverständnisse, die das ordnungsgemäße Funktionieren der Gesellschaft behindern. Bei der Veräußerung von Aktien an Dritte haben die anwesenden Aktionäre ein Vorkaufsrecht über die übertragenen Aktien.

Die Streitigkeiten scheinen durch das Beharren von CFR Marfă verursacht worden zu sein, Ana-Maria Dascălu, die Direktorin für Recht des Infrastrukturbetreibers CFR SA, in den RSCO-Verwaltungsrat zu ernennen. Ihre Ernennung stellt in mehrfacher Hinsicht einen Interessenkonflikt dar, u. a. hat CFR SA eine Klage gegen RSCO laufen.