Die Aufspaltung von Fret SNCF in den Zugbetreiber Hexafret und das Wartungsunternehmen Technis stieß Anfang Januar 2025 auf ein überraschendes Hindernis. Als die Aufspaltung von Fret SNCF angekündigt wurde, hatten die Mitarbeiter von SNCF offenbar nicht bemerkt, dass ein Unternehmen namens Technis Immobiliendatendienste für SNCF bereitstellte.
Der Markenname Technis wurde 2016 in Frankreich und dem Rest Europas registriert, so dass Technis nach der Ankündigung eine Warnung an SNCF richtete. SNCF setzte seine Pläne jedoch Ende November 2024 fort, obwohl Technis Anfang des Monats eine förmliche Abmahnung ausgesprochen hatte. Am 7. Januar gab Technis eine Erklärung heraus, in der es hieß, es verklage SNCF wegen „Diebstahls“ seines Markennamens.
Lineas verliert die Coilstransporte zwischen den Aperam-Standorten in Châtelet [BE] und Berguette-Isbergue [FR] zum Jahreswechsel an Fret SNCF. Lineas nutzt für die sechs Umläufe pro Woche E-Loks der Typen TRAXX oder class 13.
Am 04.11.2024 hat die französische Staatsbahn SNCF detailliertere Pläne für die Zukunft der seit 1989 existierenden Sparte Fret SNCF publiziert. Diese wird demnach Ende 2024 vom Markt verschwinden. Die Aktivitäten werden von Hexafret (Güterbahn; 1.100 Züge/Woche; 4.000 Mitarbeiter) und Technis (Wartung von Lokomotiven; 12 Standorte; 500 Mitarbeiter) ab 01.01.2025 unter der Holding Rail Logistics Europe (RLE) fortgeführt. SNCF und RLE gehen davon aus, dass die beiden neuen Unternehmen im Jahr 2025 einen kumulierten Umsatz von über 700 Mio. EUR erzielen werden, vergleichbar mit dem Umsatz, den Fret SNCF im Jahr 2023 erzielt hat.
Mit dem im Mai 2023 festgelegten Plan zur Unternehmensumstrukturierung soll vermieden werden, dass Fret SNCF 5,3 Mrd. EUR Schulden zurückzahlen muss. Diese waren Gegenstand einer im Januar 2023 eingeleiteten Untersuchung der Europäischen Kommission gegen den französischen Staat und wurden als illegale Beihilfen eingestuft.
Fret SNCF war daher gezwungen, in einer ersten Etappe 23 Zugleistungen – fast ausschließlich Intermodalzüge – an die Konkurrenz – belgische, deutsche und französische Anbieter – abzugeben, was 20 % des Umsatzes und 30 % des Verkehrsaufkommens entsprach.
Die zweite Etappe, mit dem Verschwinden von Fret SNCF zugunsten von Hexafret und Technis, wird den Abbau von 500 Arbeitsplätzen bzw. 10 % der Belegschaft zur Folge haben. Die SNCF und die Regierung versprachen, dass es keine Entlassungen geben werde, da alle Eisenbahner in andere Unternehmen des Eisenbahnkonzerns versetzt würden.
Eine dritte Etappe soll Ende 2025 / Anfang 2026 mit der Öffnung des Kapitals der RLE angegangen werden.
Angepeilt wird für RLE 2025 ein Umsatz von fast 1,9 Mrd. EUR im Jahr im Vergleich zu 1,5 Mrd. EUR im Jahr 2020. RLE besteht dann aus einer Holdinggesellschaft und sechs Marken: Den Güterbahnen Hexafret und Captrain, Technis als Instandhalter, Forwardis als Spediteur sowie VIIA und Naviland Cargo als Intermodaloperateure.
Unter der Leitung von Frédéric Delorme strebt die Gruppe nach eigenen Angaben an, „der erste profitable europäische Akteur im Schienengüterverkehr und in der Logistik zu werden“.
Be Modal und MGE Intermodal haben Mitte Oktober 2024 eine wöchentliche Intermodalverbindung zwischen Rennes und Blainville-sur-l’Eau nahe Nancy gestartet. Die Traktion übernimmt Fret SNCF – die Abwicklung erfolgt über das Wagenladungsnetzwerk.
Somit wird der Standort Blainville der Groupe MGE weiter als Schienenknoten ausgebaut. Ein wöchentlicher Zug mit 500 bis 700 t Fracht in Konventionellen Waggons verkehrt bereits seit Herbst 2023 zwischen Haute-Garonne und Blainville. Seit Sommer 2024 verkehrt ein gemeinsam mit der Group Mendy betriebener Zug 2 x pro Woche zwischen dem Baskenland und Lothringen. Dieser kombiniert konventionelle Waggons und Intermodalladungen. Be Modal betreibt seit 2023 einen Intermodalzug Rennes – Lille.
Die Groupe MGE unter der Leitung von Philippe Virtel ist aus einem vor 142 Jahren gegründeten Familienunternehmen hervorgegangen. 15 Tochterunternehmen sind an 12 Standorten in Frankreich mit 820 Mitarbeitern tätig. 2024 wird ein Umsatz von 110 Mio. EUR erwartet.
Be Modal ist Teil von Lahaye Global Logistics und operiert vom Standort Rennes aus. Pro Jahr befördern die Intermodalzüge des Unternehmens 28.000 TEU.
Im Juli 2024 hat Fret SNCF für den Kunden Orano den 461 t schweren Stator eines Großgenerators von Belfort zum Hafen Strasbourg auf der Schiene transportiert. Ziel des Bauteiles war das Kernkraftwerk Hincley Point in England.
Fret SNCF hat am 16.05.2024 Transporte für den Kunden Eiffage Budillon Rabatel aufgenommen. Jede Woche werden fast 1.000 Tonnen Zuschlagstoffe den Steinbruch Izeaux verlassen, um die verschiedenen Produktionsanlagen für Straßenasphalt in der Region Savoyen zu versorgen. Dafür wurde auch das Ladegleis in Grésy-sur-Isère reaktiviert.
Der Premierenzug in Grésy-sur-Isère. Foto: Fret SNCF
Die MSC-Tochter MEDWAY wird am 01.07.2024 in den französischen Bahnmarkt einstiegen. Dies erfolgt im Rahmen der Entscheidung der EU-Kommission, die den Incumbant Fret SNCF verpflichtet, sich von 23 Verkehren zu trennen.
MEDWAY wird ab Sommer zwei tägliche Züge von Caffiers in der Nähe von Calais zum Stahlwerk ArcelorMittal in Dunkerque betreiben. Beide Züge laden rund 4.000 Tonnen und befördern Branntkalk und Kalkstein aus zwei örtlichen Steinbrüchen. Die Dienste werden zunächst weiterhin von Fret SNCF im Auftrag von MEDWAY betrieben, die dann ein Jahr später die Eigentraktion übernehmen sollen.
Insider berichten, dass der bestehende Dienst nicht kostendeckend betrieben würde, MEDWAY jedoch ein „unschlagbares“ Angebot gemacht habe, um den ersten Verkehr in Frankreich zu gewinnen.
Ein halber Kalkzug verlässt die Carrière de Stinkal (Lhoist) in Réty. Foto: David Haydock
Am 27.02.2024 erfolgte die Premierenfahrt eines neuen Intermodalzuges zwischen dem Lauterbourg Rhine Terminal (LRT) und Antwerpen (Pier 1742). Die Kapazität beträgt 48 TEU. Weitere Fahrten sind angedacht.
Involviert waren Fret SNCF als EVU, Wascosa als Waggonvermieter, MSC Mediterranean Shipping Company, Bolloré Logistics, ACPMC sowie Haeger & Schmidt Logistics. In Belgien erfolgte die Langstreckenstreckentraktion durch Lineas, die letzte letzte Meile durch die Fret SNCF-Schwester Railtraxx.
SOPREMA, ein Komplettanbieter von hochwertigen Abdichtungs- und Dämmlösungen nutzt seit Januar 2024 die Bahn für den Transport von Rohstoffen und Fertigprodukten zwischen dem Werk im Straßburger Hafen und seinen Depots in der Region Paris und im Westen Frankreichs sicher. Als Berater und Logistiker ist ACPMC aus Straßburg involviert, die Abwicklung übernimmt Fret SNCF über das Einzelwagennetzwerk.
Der Mineralwasseranbieter Sources ALMA nutzt auch die nächsten drei Jahre Fret SNCF bei der Beförderung der palettierten Getränke von der Region Auvergne-Rhône-Alpes in die Regionen Île-de-France und Bretagne.