Da die Häfen der Ukraine wegen der Kriegssituation geschlossen sind geht die
ukrainische Agrarforschungsagentur APK-Inform von der Verlagerung von Getreideexporten auf die Schiene aus. Als Größenordnung wurden 600.000 t pro Monat genannt. Vor dem Ausbruch des Krieges exportierte die Ukraine monatlich rund 5 Mio. t Getreide – mehrheitlich auf dem Seeweg.
Angriff auf Zug der Millet Rail
Am 20.03.2022 kam es zu einem Eingriff in den Bahnverkehr als eine Gruppe, die sich gegen die industrielle Landwirtschaft einsetzt, eine kleine Mauer über der eingleisigen Strecke von Auray nach Pontivy errichtete. Ziel der Attacke war der sonntägliche Getreidezug der Millet Rail, der wöchentlich rund 1.200 t Weizen an eine Tierfutterfabrik in Saint Gérand liefert. Als der Lokführer anhielt öffneten die Demonstranten die Schieber und entleerten das Getreide auf die Gleise.
Ein Sprecher der lokalen Agrarindustrie verurteilte die Aktion und sagte, dass die Aktion angesichts des hohen Weizenpreises und der erwarteten Knappheit aufgrund des Krieges in der Ukraine besonders schlecht gewählt sei.
BE mit IGT auf DB Netz
Die Bentheimer Eisenbahn (BE) hat am 10.03.2022 gemeinsam mit der IGT – Inbetriebnahmegesellschaft Transporttechnik einen leeren Getreidezug von Brake nach Rotterdam befördert. Aufgrund der aktuellen politischen Entwicklung gerade im Getreidebereich, werden Warenströme ja nun zwangsläufig umgelenkt. Daher musste dieser Leerpark schnellstmöglich von Brake nach Rotterdam, um dort beladen werden zu können.
Die BE kooperiert seit der Rückgabe der Sicherheitsbescheinigung seit Anfang 2020 mit dem EVU IGT um ihre Fahrzeuge zu Instandhaltungszwecken im übergeordneten Netz bewegen zu können. Gleichzeitig nutzt die IGT Maschinen der BE fallweise für deren Überführungsfahrten. Die Kooperation vom 10. März wird nach BE-Auskunft allerdings nicht der Regelfall werden und war seit Februar 2020 auch die erste gemeinsame Leistung.
Ukrainisches Getreide: Mehr Bahn statt Schiff
Der Krieg hat zur faktischen Schließung von Häfen geführt, über die die Ukraine landwirtschaftliche Erzeugnisse an Verbraucher in aller Welt exportiert. Dies ist nicht nur ein ukrainisches Problem, denn der Anteil des ukrainischen Getreides auf dem Weltmarkt liegt bei 11 % und der Anteil von Sonnenblumenöl bei 55 %. Jedes zehnte Brot auf der Welt wird aus ukrainischem Getreide hergestellt.
Um die weltweite Nahrungsmittelkrise und die Unterbrechung der ukrainischen Exporte einzudämmen, ist die Eisenbahngesellschaft Ukrzaliznycya bereit, die Lieferung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen per Bahn zu organisieren. Die Logistik für die Getreidelieferung an die rumänische, ungarische, slowakische und polnische Grenze wird derzeit entwickelt, von wo aus das Getreide zu den Häfen und Logistikzentren der europäischen Länder geliefert werden soll.
Getreideexport aus Ungarn verboten
Nach einer Meldung in den ungarischen Medien hat die Regierung jüngst den Export von Getreide untersagt. Laut Landwirtschaftsminister István Nagy ist dies eine Reaktion auf die Preissteigerungen anlässlich des russischen Krieges gegen die Ukraine. Die Ukraine ist einer der größten Getreideexporteure der Welt.
Forwardis: Italiengetreide mit Rückfracht
Seit Anfang 2022 organisiert die SNCF-Tochter Forwardis Getreidetransporte aus Frankreich nach Italien in die Region Piemont über den Grenzbahnhof Modane. Als Besonderheit existiert bei diesen Zügen auch eine Rückfracht in Form von Mais für den Export, was es nach Aussage von Forwardis seit knapp zehn Jahren nicht mehr gegeben hat. Jeder der zehn wöchentlichen Züge besteht aus 20 bis 21 80-Tonnen-Waggons.
Getreide nach Kleinbettingen
Fret SNCF und CFL cargo haben im Januar 2022 den wöchentlichen Transport von Getreide für die Kooperative Axéréal zwischen der Region Centre in Frankreich und Luxemburg aufgenommen. Ziel der Züge sind die Silos der Moulins de Kleinbettingen.
Fret SNCF traktioniert bis zum Rangierbahnhof Woippy nahe Metz. CFL cargo nutzt anschließend entweder eine Vossloh DE 18 bis zum Ziel oder eine E-Lok Typ 3000 bis Bettembourg und ab dort eine DE 18.
Länderbahn: Wieder Güterverkehr
Die DLB Die Länderbahn erbringt seit Ende 2021 wieder regelmäßiger Leistungen im Güterverkehr. Dabei handelt es sich um ca. wöchentlich laufende Getreideganzzüge vom Grenzbahnhof Furth im Wald zum Hafen Straubing-Sand. Auftraggeber ist Budamar West (BDMW).
Der DLB-Vorgänger Regentalbahn hatte die Cargosparte vor einigen Jahren eingestellt und sich auf den staatlich finanzierten Personenverkehr konzentriert. Mit Verlust des Personenverkehres „alex Süd“ München – Lindau/Oberstdorf Ende 2020 an DB Regio ergab sich ein Loküberhang, der nun in Güterverkehren Beschäftigung findet.
Cooperl will den Schienenverkehr verdoppeln
Die französische Fleischproduktionsgenossenschaft Cooperl will den Schienenanteil für den Standort Gérad auf 60 % steigern. Bei der Anlage handelt es sich um eine der größten Tierfutterfabriken in Frankreich, die aktuell durch Millet Rail 2-3 x pro Woche mit Getreideganzzügen hauptsächlich aus der Region Chartres angefahren wird.
Im Jahr 2021 erhielt das Werk 175.000 t Getreide, 2022 sollen ca. 230.000 t per Bahn geliefert werden. Cooperl erwartet, dass dies bis 2025 auf 400.000 t oder 60 % seiner Produktion in fünf Zügen pro Woche steigen wird.
Im Herbst 2021 schloss SNCF Réseau die Arbeiten zur Erneuerung der sieben km langen eingleisigen Güterstrecke zwischen Vitré und Gérard östlich von Rennes in der Bretagne ab.
SRS: Getreide nach Zeitz
Am 02.01.2022 beförderte die Salzland Rail Service (SRS) ein eher untypisches Gut: In Oderbrücke wurde ein mit 2.700 t Mais beladener Ganzzug von LOTOS Kolej übernommen und zur CropEnergies Bioethanol in Zeitz befördert. Bis Leipzig-Plagwitz mit den Loks 143 175+326, die letzte Meile erledigte die unternehmenseigene Diesellok 232 088.