Im vergangenen Jahr beförderte die Hupac Gruppe 1.104.000 Straßensendungen im Kombinierten Verkehr Straße/Schiene und im Seehafenhinterlandverkehr, was einem leichten Rückgang von 1,8% oder 20.000 Straßensendungen entspricht. Insbesondere die Kapazitätsengpässe in Deutschland wirkten sich negativ aus. Nach einer lebhaften Entwicklung im ersten Quartal mit monatlichen Wachstumsraten im hohen einstelligen Bereich brach der Verkehr in den Monaten April und Juni und nochmals im Herbst aufgrund der intensiven Bautätigkeit auf dem Rhein-Alpen-Korridor ein. In Spitzenzeiten konnten bis zu 20 % der bestellten Züge aus betrieblichen Gründen nicht fahren. Im letzten Quartal setzte eine konjunkturelle Abschwächung ein, die auf die ungünstige Entwicklung der Energiepreise zurückzuführen ist.
Insgesamt ging das Verkehrsvolumen auf dem aufkommensstarken Nord-Süd-Korridor um 2,9% auf 767.000 Straßensendungen zurück. Der transalpine Verkehr durch die Schweiz war mit einem Minus von 2,1% auf 585.000 Sendungen betroffen. Erfreulich entwickelte sich hingegen der Transitverkehr durch Österreich mit einem Plus von 9,7% auf 44.000 Sendungen. Positiv entwickelten sich auch der Südost- und der Südwestkorridor mit Zuwachsraten von 2,9% bzw. 40,3%.
Auch der Seehafenhinterlandverkehr unterliegt weiterhin starken externen Einflüssen. Stichworte hierfür sind die global gestörten Lieferketten durch COVID-19 mit Shutdowns in Asien und die Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine. Die Maritimverkehre der ERS Railways ab den Nordseehäfen verzeichneten einen Rückgang von 3% auf 184.000 Straßensendungen.
Der Umsatz der Hupac Gruppe sank 2022 um 2,1% auf CHF 668,5 Mio. Mit einem Jahresgewinn von CHF 7,6 Mio. erzielte Hupac dennoch ein zufriedenstellendes Jahresergebnis. Die Investitionen erreichten mit CHF 84,3 Mio. ein hohes Niveau, da verschiedene Projekte nach der Pandemiepause wieder aufgenommen werden konnten.
Aufgrund der hohen Energiekosten stehen vor allem die energieintensive Branchen wie Stahl, Chemie und Papier unter Druck. Mit dem Rückgang dieser bahnaffinen Transporte sinkt die Grundlast des Kombinierten Verkehrs in Europa, erklärte Hans-Jörg Bertschi, Verwaltungsratspräsident der Hupac AG, anlässlich der Bilanzmedienkonferenz am 4. Mai 2023 in Zürich. Zudem sind seit Januar 2023 in Europa Preiserhöhungen im Bahnverkehr zu verzeichnen, die deutlich über den Preissteigerungen im Straßentransport liegen. Da gleichzeitig die Industriekonjunktur stagniert bzw. rückläufig ist, sind im Straßenverkehr wieder erhebliche Kapazitäten frei. Dies führte zu deutlichen Rückverlagerungen von Transporten von der Schiene auf die Straße. Im Verkehrsnetz der Hupac lässt sich dies für den Zeitraum Januar bis April 2023 je nach Verkehrssegment mit einem Minus von 10 bis 15 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahrs beziffern.
Hupac hält ihr Verkehrsnetz trotz Nachfragerückgang stabil. Wo nötig, werden Betriebskonzepte optimiert und Überkapazitäten abgebaut. Ein striktes Kostenmanagement in Zusammenarbeit mit den Partnern soll dazu beitragen, „die Krise mit schlanken Strukturen und flexibler Produktionsplanung zu meistern“.
Bei der Netzwerkentwicklung konzentriert sich Hupac auf den Angebotsausbau ab dem Terminal Köln Nord, dessen Betrieb die Hupac Gruppe Anfang Jahr übernommen hat. Der neue Terminal Brwinów bei Warschau wird als Hub für Verkehre von/nach West- und Südeuropa entwickelt. Im Kernmarkt des transalpinen Verkehrs durch die Schweiz stehen die Märkte Benelux sowie die Wirtschaftsräume Nordost-, Mittel- und Süditalien im Fokus. Im Maritimverkehr verfolgt die Hupac Gruppe eine langfristige Strategie unter Nutzung ihres europäischen Netzwerks. Während die Nordhäfen über die Tochtergesellschaft ERS Railways bedient werden, stellt Hupac Intermodal ihr Netzwerk für Volumen ab den Mittelmeerhäfen zur Verfügung.
Ob der Kombinierte Verkehr in der aktuellen Situation seine Marktposition halten und gegebenenfalls ausbauen kann, hängt jedoch nach Hupac-Einschätzung in erster Linie von den verkehrspolitischen Rahmenbedingungen ab. Hupac Präsident Hans-Jörg Bertschi nennt eine Reihe von Maßnahmen, welche die Marktfähigkeit des Kombinierten Verkehrs stärken und die bisherigen Verlagerungserfolge sichern würden:
- Qualitätsmanagement für Shuttlezüge im internationalen Alpentransit
Einführung eines durchgängig wirksamen Betriebsmanagements für internationale Alptransit-Züge des Kombinierten Verkehrs auf dem Rhein-Alpen-Korridor unter Führung der Bahninfrastrukturen des Korridors – eine Maßnahme, die angesichts der anstehenden Korridorsanierungen und Bauarbeiten auf der Rheintalbahn von besonderer Dringlichkeit ist. Aufgrund ihrer verkehrspolitischen Bedeutung auf diesem Korridor käme der Schweiz mit dem UVEK eine führende Rolle als Impulsgeber zu. Dies mit Unterstützung Italiens, das für die Sicherung seiner Wirtschaft und seines Außenhandels dringend auf ein funktionierendes transalpines Transportsystem angewiesen ist. - Stützung der Wettbewerbsfähigkeit des Kombinierten Verkehrs
Temporäre Aussetzung der jährlichen Kürzung der UKV-Fördermittel bis zur Überwindung der Wirtschaftskrise. Durch eine Anpassung der Förderung an das reduzierte Transportaufkommen im ersten Quartal 2023 kann der Wettbewerbsverlust des Kombinierten Verkehrs teilweise kompensiert werden. - Weiterführung der Rollenden Autobahn bis 2028
Die Rollende Autobahn ist aufgrund der Zunahme des Straßenverkehrs derzeit sehr gut ausgelastet. Die Fortführung der Rollenden Autobahn bis 2028 ist eine geeignete Maßnahme, um der Rückverlagerung auf den reinen Straßenverkehr entgegenzuwirken. - Leistungssteigerung durch digitale Transformation
Ein transparenter Datenfluss entlang der gesamten Leistungskette des Kombinierten Verkehrs trägt dazu bei, dass Kapazitäten besser genutzt werden und die einzelnen Partner besser planen können. Bestehende offene Systeme wie der Data Hub von DX Intermodal müssen zum Standard für den gesamten Kombinierten Verkehr in Europa werden.