Kohle von Borneo nach Tschechien

Das Kohlekraftwerk Dětmarovice der ČEZ-Gruppe erhält aktuell eine Lieferung von 70.000 t Kohle aus dem indonesischen Teil der Insel Borneo über den Händler CARBOUNION BOHEMIA. Aufgrund der Auslastung in den Häfen musste schlussendlich eine Umladung im kroatischen Hafen Ploče erfolgen.

Der erste Zug traf am 19.11.2022 in Dětmarovice ein, seitdem folgen weitere Züge in unregelmäßigen Abständen mit einer Frequenz von etwa drei Ankünften pro Woche. Involvierte Bahnspeditionen sind CARBOSPED und SBS Cargo Praha.

Die Traktion des nördlichen Abschnittes erfolgt in zwei Losen:

  • PKP Cargo International in der Tschechischen Republik und der Slowakei sowie GYSEV Cargo in Ungarn
  • ČD Cargo in der Tschechischen Republik und der Slowakei sowie Prvá Slovenská železničná (PSZ) in Ungarn

In Binnenteil von Kroatien agiert immer HŽ Cargo, Željeznice Federacije Bosne i Hercegovine (ŽFBiH) und Željeznice Republike Srpske (ŽRS) auf dem Gebiet von Bosnien und Herzegowina und ENNA Transport auf dem kurzen kroatischen Küstenabschnitt durchgeführt (die ENNA-Gruppe ist Miteigentümer der Hafenverwaltung Ploče).

Die Waggongestellung obliegt CARBOSPED, die Fahrzeuge der Vermieter Ermewa, Touax und TSS Cargo einsetzt, bzw. PKP Cargo bzw. ČD Cargo. Letztere nutzt die Rückführung der Waggons auch für den Transport von tschechischer Kohle nach Bosnien und Herzegowina oder Metallschrott nach Kroatien.

Rail&Sea Croatia: Arbanas folgt auf Ahammer

Per 01.12.2022 ergaben sich Veränderungen in der Geschäftsführung der Rail&Sea d.o.o. Neben dem amtierenden David Brecko agiert seitdem Borna Arbanas, der auf Friedrich Ahammer folgt. Dieser fokussiert sich auf seine Aufgaben als Geschäftsführer der österreichischen Muttergesellschaft.

Arbanas ist seit Juli 2021 im Unternehmen als sales manager tätig. Vorherige Stationen waren v.a. Vertriebspositionen u.a. bei Transagent (07.2020-06-2021), HŽ Cargo (11.2018-08.2020) und Agit (06.2000-11.2018).

Danijela Rendulic, seit Oktober 2019 Finance Manager/Controller im Unternehmen, wurde neu in die Geschäftsleitung der Rail&Sea Croatia berufen. Sie übernimmt die Stelle von Oliver Iby, der weiterhin für das Finanz- und Rechnungswesen der Rail&Sea-Gruppe verantwortlich ist. Die Position von Christian Kücher als Vertriebsleiter bleibt unverändert.

Kroatien: Zugunglück in Škrljevo

In der Nacht zum 15.11.2022 kam es gegen 2 Uhr morgens in Škrljevo nahe Rijeka zu einem Zugunglück. Ein Güterzug der HŽ Cargo kollidierte mit leeren Waggons der ENNA Transport, der im Bahnhof Škrljevo stand. Es gab keine Verletzten. Aktuell geht man in der Presse von menschlichem Versagen aus.

ENNA Transport hatte acht Kesselwagen aus einem 30 Waggons umfassenden Zug im Bahnhof hinterstellt, da in der Raffinerie Rijeka maximal 22 Waggons beladen werden können.

Maersk startet Rijeka – Enns

Maersk hat eine wöchentliche Intermodalzugverbindung zwischen dem kroatischen Mittelmeehafen Rijeka und dem österreichischen Hafen Enns gestartet. Die Organisation übernimmt ČD Cargo Adria, Transagent Rail erbringt den kroatischen Part, ČD Cargo traktioniert in Österreich.

Nexrail erwirbt ENNA-G 6

Das vor einem Jahr gestartete Leasingunternehmen hat den Lokbestand am 30.09.2022 um zwei Vossloh Locomotives G 6 auf 47 Maschinen ausgebaut. Die 2011 bzw. 2012 gebauten Maschinen waren zuvor seit 2019 via Skinest Adriatic an die kroatische Güterbahn ENNA trans vermietet. Nach der Übernahme ist eine Rückführung nach Deutschland zur Hauptuntersuchung (HU) geplant, danach stehen die Loks zur Vermietung offen.

Foto: Nexrail

Auffahrunfall in Kroatien

Am 09.09.2022 ist ein Personenzug gegen 21:30 Uhr zwischen den Bahnhöfen Okučani und Novska auf einen stehenden Güterzug aufgefahren, nachdem ein Halt zeigendes Signal überfahren wurde. Bis zum Abschluss der polizeilichen Ermittlungen ist der Zugverkehr auf der Strecke M-104 Novska – Tovarnik im Abschnitt Okučani – Novska, auf beiden Gleisen eingestellt. Nach aktuellem Informationen sind bei dem Unfall drei Menschen ums Leben gekommen, elf wurden verletzt.

Lika-Bahn ruinös für HŽ Cargo

Die nationale Eisenbahngesellschaft HŽ Cargo steckt seit vielen Jahren aufgrund historischer Belastungen in finanziellen Schwierigkeiten: Probleme mit der Liquidität, veraltete Flotte, ungelöste immobilienrechtliche Beziehungen, unrentable Linien und eine große Anzahl von Arbeitskräften. Ende 2020 rettete der Staat das Unternehmen mit einem Darlehen von 50 Mio. HRK als staatliche Abwicklungsbeihilfe vor dem Konkurs.

In den letzten zwei Jahren konnte HŽ Cargo sein Geschäft stabilisieren, Kosten senken, die Rentabilität und Produktivität steigern und modernisieren. HŽ Cargo ist nach wie vor das Rückgrat des Güterverkehrs in Kroatien und hält heute 55 % des Marktes im Schienengüterverkehr. Es gab ein Wachstum der gesamten Transportmengen, der Gesamtumsatz belief sich 2021 auf 482,3 Mio. HRK, + 5 % gegenüber dem Vorjahr. Das operative Ergebnis belief sich auf 29,8 Mio. HRK und lag damit um 19,1 Mio. HRK (177 %) über dem Wert von 2020. Der Nettoverlust sank im Vergleich zu 2020 um fast 46 Mio. HRK (44 %). Die positiven Entwicklungen setzten sich im ersten Halbjahr 2022 fort, wobei der Gesamtumsatz im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2021 um 17,4 % stieg. Die Vergabe neuer Aufträge für Mengen, die noch nie auf dem Markt waren, z. B. Kupferkonzentrat von Serbien nach Solin, führte zu einem deutlichen Anstieg der transportierten Tonnen um 11 %.

Die Hauptursache für Verluste ist nach wie vor der Transport einzelner Wagensendungen und Transporte auf der Lika-Bahn, für die HŽ Cargo nicht entschädigt wird. Eine Einstellung dieser Transporte hätte negative Auswirkungen auf den Betrieb zahlreicher Unternehmen, die von dieser Eisenbahn abhängig sind, wie Getreideterminals, Petrochemie, Cemex, CIOS und viele andere. Allein diese Route verursachte HŽ Cargo jährlich Verluste von etwa 30 Mio. HRK. Wenn das Unternehmen damit aufhört, wird das Geschäft aller dalmatinischen Häfen in Frage gestellt.

HŽ Cargo hat nur seine Geschäftstätigkeit in Ploče (im Jahr 2016 beförderte es 1,9 Mio. t Güter für die Kunden GIKIL Lukavac, ArcelorMittal Zenica und Aluminij Mostar) vorübergehend eingestellt, nachdem Aluminij Mostar 2019 in Konkurs gegangen war und sich der Abwärtstrend fortsetzte auf nur noch 42.000 t im Jahr 2020, was einem Rückgang von 97 % in Tonnen und 92 % bei den Einnahmen entspricht. Diese Maßnahmen zur Reduzierung der Geschäftstätigkeit und zur Verringerung der Marktpräsenz hat HŽ Cargo auch als Ausgleichsmaßnahmen gemäß den Leitlinien der Europäischen Kommission für staatliche Beihilfen ergriffen. HŽ Cargo wartet auf den geeigneten Moment, auf diesen Markt zurückzukehren, was sicherlich mit der Liberalisierung des Schienenverkehrsmarktes in Bosnien und Herzegowina geschehen wird.

Die Regierung der Republik Kroatien und das Ministerium für See, Verkehr und Infrastruktur stehen auch in intensivem Austausch mit der Europäischen Kommission bezüglich eines vorgeschlagenen Umstrukturierungsplans. Damit eine Umstrukturierung möglich ist, ist eine Einigung mit dem Staat über die Abwicklung von kapitalfreigestellten Vermögenswerten und Subventionen für die Lika-Bahn und einzelne Wagensendungen in einer Form erforderlich, die den Beihilfevorschriften entspricht.

Für das grundlegende Problem der steigungsreichen Lika-Bahn wäre langfristig eine Reaktivierung der besser trassierten Una-Bahn sinnvoll. Durch die Unterbrechung der Strecke Novi Grad – Bihać – Knin, welche die EU-Außengrenze zwischen Kroatien und Bosnien-Herzegowina im Unatal mehrmals kreuzt, wurde die Lika-Strecke Oštarije – Knin zur einzigen nutzbaren Eisenbahnanbindung Dalmatiens. Am 17.05.2010 sperrten die HŽ ihren Abschnitt der Una-Bahn, als Grund wurden bauliche Mängel an der Strecke sowie zu beseitigende Schäden nach Erdrutschen angegeben und dass kurzfristig die dafür notwendigen finanziellen Mittel nicht zur Verfügung stehen. Im Mai 2017 kam ein Vertrag zur durchgängigen Wiederinbetriebnahme der Strecke zwischen den Regierungen Kroatiens und Bosnien und Herzegowinas zu Stande, der eine Grundlage für die Gewährung europäischer Mittel darstellen sollte. Daraufhin vergaben die ŽFBH im Januar 2018 den Auftrag für die Instandsetzung der elektrischen Fahrleitung auf dem Abschnitt Blatna – Bihać, der Verkehr nach Bihać wurde am 03.07.2018 wieder aufgenommen. Die HŽ Infrastruktura war als Projektpartner auf der kroatischen Seite benannt worden, zu Bautätigkeiten kam es bisher allerdings nicht, der Abschnitt Knin – Martin Brod – Bihać liegt weiterhin brach.

Zagreb – Rijeka wird (wieder) zweigleisig

Das 44 km lange Teilstück Hrvatski Leskovac – Karlovac der Strecke M202 Zagreb GK – Rijeka wird (wieder) zweigleisig ausgebaut. Auftragnehmer für das Projekt im Wert von 2,721 Mrd. HRK (360 Mio. EUR) sind die Baufirmen Strabag und AŽD Praha. Die Strecke bekommt ETCS Level 1 und wird für 160 km/h ausgebaut.

Laut des stellvertretenden Ministerpräsidenten und Verkehrsministers, Oleg Butković, werden in diesem Jahr noch der modernisierte und elektrifizierte Abschnitt Zaprešić – Zabok sowie der sanierte Abschnitt Savski Marof – Zagreb Zk eröffnet. Weiter soll nach seinen Worten bald die Ausschreibung für die Arbeiten am Abschnitt Dugo Selo – Novska veröffentlicht werden.

Die bis 2030 geplanten Investitionen in die Bahnstrecken belaufen sich umgerechnet auf rund 3,5 Mrd. EUR.