SBB Cargo: Am 843 nun im Leasing

SBB Cargo steht vor einer Erneuerung der Lokomotivflotte in den nächsten zehn Jahren. Als wichtigen Schritt dazu erfolgte vor kurzem die Vertragsunterzeichnung für das “Sale & Lease back” der Am 843-Flotte. Der Verkauf sichert die Flexibilität von SBB Cargo – im Betrieb ändert sich damit nichts. 

Das Lokportfolio von SBB Cargo soll künftig aus Standardfahrzeug-Typen bestehen, um Synergien zu schaffen und eine Flexibilität im Betriebseinsatz zu erzielen. Dazu setzt SBB Cargo auf moderne Hybridlokomotiven mit Stromabnehmer und Batterie. Dafür wird nun die Basis geschaffen: SBB Cargo verkauft die 44 Diesellokomotiven und mietet sie für mindestens fünf Jahre und bis zum Einsatz moderner Hybridlokomotiven zurück.  

Nach der Nutzungsdauer bei SBB Cargo soll eine Weiterverwendung der Lokomotiven im Ausland erfolgen. 

Am 843. Foto: SBB CArgo

SBB Cargo wird wieder verstaatlicht

Die SBB Cargo AG wird wieder eine 100-prozentige SBB Tochtergesellschaft. Die Minderheitsaktionärin Swiss Combi (Planzer, Camion, Galliker, Bertschi) verkauft ihren Aktienanteil von 35 Prozent an die SBB und wird strategische Partnerin. Zum neuen Konzernleitungsmitglied für den Güterverkehr ist per 26.06.2023 Alexander Muhm ernannt worden, der heutige Leiter von SBB Immobilien. Bei der SBB Cargo AG löst er Désirée Baer ab, die das Unternehmen seit 2020 leitet. Die SBB bedankt sich auch beim bisherigen Segmentsleiter Güterverkehr, Nicolas Perrin, „für seinen großen Einsatz“.

Mit dem Rückkauf der Aktien und der neuen Leitung Güterverkehr will die SBB den Güterverkehr verstärkt und aus einer Hand führen. Die bisherige Segmentsleitung Güterverkehr hatte auf Mandatsbasis eine koordinative Aufgabe inne und war nicht Mitglied der Konzernleitung. Neu wird der Güterverkehr wieder auf Stufe SBB Konzern geleitet. Damit vereinfacht die SBB die Führungsstruktur und bereitet sich auf eine mögliche staatliche Förderung beim Einzelwagenladungsverkehr vor.

SBB Cargo: Terminal in Rothenburg eröffnet

Am 30.03.2023 hat SBB Cargo das Terminal in Rothenburg feierlich eröffnet. Das Terminal im Herzen der Schweiz ist seit Januar 2023 an das Netz des kombinierten Verkehrs von SBB Cargo angeschlossen.

Foto: SBB Cargo

Die Firma Iemoli Trasporti transportierte am 12. Januar den ersten Sattelauflieger. Seitdem wurden im Terminal Rothenburg 1.062 Tonnen Güter verladen.

SBB: Verlust wegen Energie und Cargo

Die SBB hat sich 2022 mehrheitlich erholt: Es reisten wieder deutlich mehr Personen mit der SBB, der Stand vor Corona 2019 wurde jedoch noch nicht erreicht. Mehr Kundinnen und Kunden brachten mehr Erträge, besonders im Fernverkehr. Doch das Jahresergebnis blieb mit -245 Millionen Franken erneut negativ: Grund dafür sind der Verlust bei Infrastruktur Energie und eine Wertberichtigung bei der SBB Cargo AG.

Ohne Verlust bei Infrastruktur Energie (-165 Millionen Franken) und der Wertberichtigung auf den Anlagen der SBB Cargo AG (-83 Millionen Franken) hätte die SBB eine schwarze Null erreicht. Die Wertberichtigung war aufgrund der gedämpften wirtschaftlichen Aussichten sowie der unsicheren künftigen finanziellen Förderung des Einzelwagenladungsverkehrs notwendig. Der Krieg in der Ukraine führte zu negativen Auswirkungen auf Lieferketten. Dazu kamen gestiegene Energiekosten und inflationsbedingt höhere Preise und Zinsen. Die SBB musste mehr Strom am Markt kaufen, da es im Sommer sehr wenig geregnet hat. Dies, um ihre Stauseen angesichts einer möglichen Energiemangellage im Frühjahr 2023 zu schonen.

Die Schulden sind 2022 um 2,5 Prozent auf über 11 Milliarden Franken gestiegen (+27,7 Prozent gegenüber 2019). Bis 2030 setzt die SBB deshalb Kosten- und Effizienzmaßnahmen von rund 6 Mrd. CHF um.

Lizenzen im November 2022

Ein single safety certificate (ssc) erhielten im November 2022:

  • Zug agency s.r.o. für Tschechien, gültig vom 01.11.2022 bis 31.10.2024
  • DB Cargo Scandinavia A/S für Dänemark und Schweden, gültig vom 04.11.2022 bis 03.11.2027
  • CFL cargo Sverige AB für Schweden, gültig vom 17.11.2022 bis 16.11.2027
  • Continental Rail, S.A.U. für Spanien, gültig vom 24.11.2022 bis 23.11.2027
  • Eusko Trenbideak, Ferrocarriles Vascos, S.A. (EuskoTren)für Spanien, gültig vom 24.11.2022 bis 23.11.2027
  • Rail Operation Point S.R.L. für Rumänien, gültig vom 25.11.2022 bis 24.11.2027
  • ORLEN Unipetrol Doprava, s.r.o. für Tschechien, gültig vom 29.11.2022 bis 28.11.2027
  • SBB Cargo Italia S.r.l. für Italien, gültig vom 30.11.2022 bis 29.11.2027

Die smart rail traction GmbH erhielt eine neue EVU-Lizenz mit Gültigkeit ab 03.11.2022, die Komplex Rail NZ s.r.o. aus der Slowakei nennt seit 08.11.2022 eine EVU-Lizenz ihr Eigen.

SBB Cargo: Transporte für „Léman 2030“

„Léman 2030“ ist das größte Bahnprogramm in der Westschweiz: Modernisierte Bahnhöfe in Lausanne, Genf und Renens sowie der Ausbau des SBB Netzes werden zu markanten Verbesserungen für die Kundinnen und Kunden im Personenverkehr ebenso wie im Güterverkehr führen.

Die Plattform GESMA (Plateforme de gestion des matériaux) in Lausanne ist für Umschlag und Materialverwaltung des Bauprojekts zuständig. Betrieben wird GESMA vom Konsortium EcoRail der Firmen Cand Landi und Carrières d’Arvel. Beim Transport kommt SBB Cargo ins Spiel: In Lausanne werden Aushubmengen getrennt und darauf via Bahn ihrer Endverwertung zugeführt. Auch die Lieferung von Material gehört dazu. Über die kommenden acht Jahren wird SBB Cargo jährlich bis 100.000 Tonnen Aushub auf der Schiene transportieren – das entspricht rund 2.000 Wagen pro Jahr!

Anfang Oktober 2022 sind die ersten Transporte gerollt. Dazu zählen einerseits Verkehre aus Vorarbeiten zu „Léman 2030“. Andererseits wurden im Oktober auch Transporte für ein Bauvorhaben von SBB Immobilien namens „Tour Malley“ abgewickelt. So fahren bereits 2022 mehr als 50.000 Tonnen Aushub per Bahn von der Plattform GESMA zu verschiedenen Deponien.

SBB will im Kerngeschäft Güterverkehr wachsen

Die SBB setzt auch in Zukunft auf den Güterverkehr und baut ihn aus. Sie will „für mehr Güter mehr Bahn“ und schafft mit „Suisse Cargo Logistics“ die Basis für eine effiziente, automatisierte und nachhaltige Logistik in der Schweiz. Bis 2050 können so 60 Prozent mehr Güter auf der Schiene transportiert werden.

Das Unternehmen stellte fest: Der Transport von großen und schweren Gütern nimmt stetig ab, der Transport kleinteiliger, leichter Güter nimmt weiter zu. Der Wunsch der Güterverkehrskunden nach Flexibilität, Geschwindigkeit und Digitalisierung wächst. Gleichzeitig steigen Nachfrage und Forderungen nach mehr ökologischen, CO2-neutralen und energieeffizienten Transporten.

Die Eckpunkte von „Suisse Cargo Logistics“ sind:

  • Genügend Trassenkapazitäten für schnelle und regelmäßige Verbindungen. Die SBB nutzt die bestehende und künftige Bahninfrastruktur optimal aus. Durch die Ausbauschritte 2025 und 2035 stehen dem Güterverkehr zunehmend mehr und schnellere Trassen zur Verfügung.
  • Leistungsfähige Umschlagsanlagen, die einen einfachen Zugang zur Bahn ermöglichen, Transportzeiten verkürzen und die Effizienz steigern. Für eine optimale Kombination von Schiene und Strasse ist geplant, das Umschlagnetzwerk um fünf Terminals für den kombinierten Verkehr zwischen Genf und St. Gallen zu ergänzen. Zudem sollen bestehende Güterverkehrsanlagen mit Schienenanbindung in den größeren Schweizer Städten an zentralen Standorten insbesondere für Bau- und Entsorgungslogistik zu fünf bis acht Cityhubs weiterentwickelt werden. Damit können die Städte von Verkehr entlastet werden. Die bestehenden Verladepunkte (inklusive Freiverlade) sind weiterhin eingebunden.
  • Effiziente Produktionsmodelle, die auf die Kundenbedürfnisse abgestimmt sind.
  • Der Einzelwagenladungsverkehr bildet das Grundangebot und sichert das bestehende Transportvolumen. Er kann jedoch nicht kostendeckend betrieben werden. Er wird – vorbehältlich des politischen Entscheids zu Umfang und Qualität der Förderung – als Netzwerkverkehr gestärkt und erlaubt eine breite Erschließung.
  • Eine erneuerte Flotte, die durch Investitionen und Automationen, beispielsweise die automatisierte Bremsprobe und die digitale, automatische Kupplung, effizienter wird.

Die Finanzierung der Anlagen von „Suisse Cargo Logistics“ erfolgt über die bestehenden Förderinstrumente des Bundes und Investitionen der SBB. Die SBB rechnet mit Kosten von 1 Mrd. CHF für Terminals und Cityhubs und rund 500 Mio. CHF für die Automatisierung des Fahrzeugparks bis 2040. Dritten bietet die SBB diskriminierungsfreien Zugang zu Anlagen und Infrastrukturen.

SBB Cargo und Post testen Pendelzug

SBB Cargo und die Schweizerische Post haben vom 05.-09.09.2022 einen neuartig zusammengesetzten Pendelzug getestet. Für das Pilotprojekt wurden zwei Hybridloks des Typs Eem923 an Kopf und Ende des Zuges gestellt, dazwischen sechs umgebaute Güterwagen für zwölf Behälter. Der ganze Zug war mit der automatischen Kupplung und der automatischen Bremsprobe ausgestattet.

Dieser Zug pendelte zwischen den großen Paketzentren der Post in Daillens, Härkingen und Frauenfeld. Lokwechsel an beiden Enden waren überflüssig und dank des Einsatzes von Hybridloks konnte die Komposition direkt in die Terminals der Paketzentren einfahren und das Rangieren entfiel.

Foto: SBB Cargo

SBB Cargo mietet 35 neue Vectron

Um ihre Fahrzeugflotte zu erneuern, mietet die SBB Cargo AG ab 2024 35 moderne Vectron-Streckenlokomotiven des Herstellers Siemens Mobility. Eine Erneuerung der Flotte ist notwendig, da das Portfolio der Altbau-Streckenlokomotiven von SBB Cargo in den kommenden Jahren sein wirtschaftliches und technisches Einsatzende erreicht.

Um strategisch flexibel zu bleiben, hat sich SBB Cargo für eine Miete von Lokomotiven für acht Jahre entschieden. Diese läuft im fullservice über den Vermieter Northrail in Zusammenarbeit mit der Schweizer Bank Reichmuth AG. Northrail und Reichmuth werden die Lokomotiven für acht Jahre an SBB Cargo vermieten.