[HU] Ungarn übernimmt Strabag-Anteile an GYSEV

Nachdem Ende 2023 die Situation um die Győr-Sopron-Ebenfurti Vasút Zrt. (GYSEV) [Raab-Oedenburg-Ebenfurter Eisenbahn AG; ROeEE] eskalierte, als János Lázár, der ungarische der Chef des Ministeriums für Bau und Verkehr, die Leiterin der österreichischen Niederlassung der GYSEV Hana Dellemann ohne Angabe von Gründen vom Amt enthob, kündigte er zugleich an, dass der ungarische Staat den Anteil des österreichischen Staates an dem Unternehmen kaufen möchte, so wie er bereits ein Angebot an das österreichische Bauunternehmen Strabag gemacht habe, das 6,13 % besitzt.

Während Österreich seinen Anteil behalten will, hat die österreichische Wettbewerbsbehörde nun die Übernahme der Strabag-Beteiligung durch Ungarn genehmigt. Der ungarische Staat kann den Anteil des österreichischen Bauunternehmens Strabag übernehmen und damit eine Mehrheitsbeteiligung an der regionalen Eisenbahngesellschaft erwerben.

Das Unternehmen wird weiterhin ein Joint Venture sein, und der österreichische Staat wird weiterhin als Minderheitsgesellschafter präsent sein. Nach Abschluss der Transaktion wird sich der Anteil des ungarischen Staates auf 71,73 % erhöhen und damit die Zweidrittelmehrheit erlangen. Von nun an soll die Entwicklung der GYSEV „in nennenswertem Maße zur Konvergenz der MÁV beitragen“.

STRABAG: Kirchmöser statt Haldensleben

STRABAG Rail konzentriert seine Instandhaltung am Standort Brandenburg an der Havel-Kirchmöser. Die Werkstatt in Haldensleben wurde Ende 2023 aufgegeben und wird dem Vernehmen nach durch Dritte übernommen.

Am Standort Haldensleben hatte bereits das in der STRABAG Rail aufgegangene Gleisbauunternehmen Eichholz Loks und Wagen unterhalten. Die Werkstatt ging 2011 an die Schwestergesellschaft BMTI – Baumaschinentechnik International GmbH, Köln, die diese 2013 an die BMTI Rail Service GmbH (BRS; seit 04.12.2017 STRABAG BMTI Rail Service GmbH) mit Sitz in Berlin weiterveräußerte.

Lokparade an der Werkstatt Haldensleben 2008. Foto: Karl Arne Richter

Österreich wird Raaberbahn-Anteil nicht verkaufen

Der ungarische Staat hat sein Interesse an den Strabag-Anteilen an der Raab-Oedenburg-Ebenfurter Eisenbahn AG (ROeEE/GySEV; kurz: Raaberbahn) bekundet. Ungarn hält derzeit 65,64 % der Anteile, Österreich 28,24 % und die Strabag 6,12 %. Nun möchte Ungarn der Strabag die Anteile abkaufen, womit es zumindest die Zweidrittelmehrheit hätte und in der Hauptversammlung auch Beschlüsse gegen den Willen Österreichs fassen könnte. Österreich will das verhindern, und sollte die Strabag tatsächlich verkaufen, hätte Österreich ein Vorkaufsrecht. Für die Republik Österreich ist ein Verkauf ihrer eigenen Anteile auch ausgeschlossen, heißt es aus dem Klimaschutzministerium. Die Raaberbahn spiele im öffentlichen Verkehr im Burgenland eine wichtige Rolle und Ziel sei es, einen guten, verlässlichen und klimafreundlichen öffentlichen Verkehr sicherzustellen.

Seitens des Ministeriums wisse man, dass der ungarische Verkehrsminister Interesse daran hat. Ungarn versucht seit einiger Zeit mehr Einfluss auf den österreichischen Streckenteil zu bekommen. So wurde die Vizedirektorin Hanna Dellemann von ihrem Vorstandsmandat abgezogen, mit der Begründung, sie hätte sich zu sehr um Österreich und zu wenig um die GySEV in Ungarn gekümmert. Österreich hat dagegen beim Gericht in Györ/Raab eine Klage eingebracht und werde die Abberufung nicht hinnehmen.

In der Tat wurde sehr viel in das Netz und die Züge in Österreich investiert, und die Verbindungen wurden mit dem neuen Fahrplanjahr weiter ausgebaut. In Ungarn wird seit Jahren jedoch ebenso in neue Fahrzeuge und Streckenelektrifizierungen investiert, und ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2023 übernahm die GySEV den Personenverkehr auf den Strecken Pápa – Csorna und Zalaegerszeg – Rédics von MÁV-Start, welche diese aufgrund von Fahrzeugmangel sonst nicht mehr bedient und stillgelegt hätte.

Es wird in Fachkreisen diskutiert, was die Gründe für die beabsichtigte Übernahme sein könnten, und da die GySEV in Ungarn als Vorzeigebetrieb gilt, dürften folgende am wahrscheinlichsten sein:

  • Ausweitung des Personenverkehrs auf ganz Transdanubien, da man die MÁV zwar nicht abwickeln kann, aber so deren Verluste schadlos minimieren könnte
  • Übernahme von GYSEV CARGO, um wieder ein staatliches Güterverkehrsunternehmen zu haben, welches man mit der 2010 erfolgten Privatisierung von MÁV Cargo (heute als Rail Cargo Hungaria (RCH) Teil der ÖBB) „verspielt“ hat.

RCG und Strabag verlängern / Mobiler-Einsatz

Die ÖBB Rail Cargo Group (RCG) hat ihre Kooperation mit der Mineral Abbau GmbH – einem Tochterunternehmen der Strabag – verlängert. Rund 25.000 Tonnen an Kies und zerkleinerten Steinen wird die RCG pro Jahr für das Unternehmen auf der Schiene transportieren. Dadurch können rund 2.000 Lkw-Fahrten vermieden werden. Für die Transporte kommen künftig sechs Tragwagen mit insgesamt 24 eigens gebrandeten Mobiler-Behältern zum Einsatz.

Strabag-Vorstand Klemens Haselsteiner (rechts) und RCA-Vorstand Gottfried Eymer (links) mit gebrandetem Mobiler. Foto: ÖBB / Gasser-Mair

Bedient werden die Steinbrüche Bleiburg und Saalfelden. Die Wagen mit den Behältern werden in den jeweiligen Anschlussbahnen beigestellt und mit Kies beladen. Nach der Beladung werden sie per Schiene zu den jeweiligen Entladebahnhöfen (Wien Breitenlee, Hall in Tirol/Fritzens Wattens) gebracht. Dort übernehmen Lkw die Behälter und bringen sie direkt in die Asphalt-Mischanlagen.

Weitere H3 für Alstom-Pool

Der Lokpool der ALSTOM Lokomotiven Service (ALS) hat am 12.04.2022 eine zusätzliche H3 hybrid erhalten. Erster Mietkunde der Maschine ist seit 19.04.2022 die STRABAG Rail Fahrleitungen für einen Probebetrieb im Baustelleneinsatz.

1002 046 bei der Übergabe. Foto: ALS

Lizenzen im Januar 2022

Ein single safety certificate (ssc) erhielten im Januar 2022:

  • CFL cargo Deutschland GmbH für Deutschland, gültig vom 07.01.2022 bis 06.01.2027
  • Retrack Slovakia s.r.o. für die Slowakei, Tschechien und Ungarn, gültig vom 07.01.2022 bis 06.01.2027
  • ITB Industrietransportgesellschaft mbH Brandenburg für Deutschland, gültig vom 10.01.2022 bis 09.01.2027
  • LTE Bulgaria EOOD für Bulgarien, gültig vom 11.01.2022 bis 10.01.2027
  • Railtrans International, a.s. für die Slowakei, Tschechien, Ungarn, Österreich und Deutschland, gültig vom 13.01.2022 bis 12.01.2027
  • Strukton Rail AB für Schweden, gültig vom 14.01.2022 bis 13.01.2027
  • MEV Independent Railway Services GmbH für Österreich, gültig vom 16.01.2022 bis 15.01.2027
  • Time Fret Express France SAS (TFEF) für Frankreich, gültig vom 27.01.2022 bis 27.01.2027
  • LTE Germany GmbH für Deutschland, gültig vom 31.01.2022 bis 30.01.2027

Die EWG Rail Zrt., Budapest, erhielt am 10.01.2022 die EVU-Zulassung.

Die EVU-Lizenz der Transagent Rail d.o.o. für Kroatien wurde am 11.01.2022 unbefristet verlängert.

Eine neue Lizenz wurde der Contratas y Servicios Ferroviarios SA (COSFESA) in Spanien am 13.01.2022 erteilt.

Seit 17. bzw. 19.01.2022 sind die TransPlus (Slovensko) s.r.o. bzw. die RAILTRANS LOGISTICS, a.s. in der Slowakei als EVU zugelassen.

Die KombiRail Europe GmbH (KRE) ist seit 20.01.2022 in Deutschland als EVU zugelassen.

Die Strabag BahnLogistik GmbH erhielt eine ab 20.01.2022 gültige Verkehrsgenehmigung in Österreich.