Das tschechische Verkehrsministerium hatte Anfang Januar 2023 die Prüfung der Elektrifizierung einiger Strecken in einer wirtschaftlicheren Version angekündigt. Geplant ist die „einfache Elektrifizierung“ von Streckenabschnitten, um die Beförderung mit elektrischen Triebfahrzeugen oder Batteriefahrzeugen zu ermöglichen, ohne dass weitere investitionsintensive Gleismodifikationen erforderlich sind. Bis Ende Februar sollte der staatliche Eisenbahninfrastrukturbetreiber Správa železnic (SŽ) auf Ersuchen des Verkehrsministeriums eine Bewertung für die einfache Elektrifizierung der bisher nicht elektrifizierten Strecken erstellen, von der nun im Rahmen der Konferenz „Železnice 2023“ Ende März der aktuelle Stand des Vorhabens bekannt wurde.
Demnach wurden schon erste Strecken zur Realisierung ausgewählt, und zwar die Strecken Havlíčkův Brod – Ždírec nad Doubravou – Hlinsko, Kladno – Kralupy nad Vltavou, Jeneč – Středokluky und Zdice – Písek, welche bereits in den Investitionsplan für die Infrastruktur aufgenommen wurden. Bei den ersten beiden Strecken wird die Elektrifizierung vor allem den Betrieb im Güterverkehr erleichtern. Weitere Strecken werden geprüft. So bezieht sich die Studie auch auf Strecken wie Plzeň – Žatec, Olomouc – Krnov – Opava, Liberec – Děčín – Jaroměř, Jaroměř – Trutnov und Nymburk – Česká Lípa. Voraussichtliches Datum der Umsetzung ist der Zeitraum 2025 – 2027. Das Verkehrsministerium geht davon aus, dass diese Maßnahmen aus dem EU-Modernisierungsfonds finanziert werden, der die Erlöse aus dem Verkauf von Emissionszertifikaten deckt.
In der Tschechischen Republik decken Oberleitungen derzeit etwa ein Drittel der Gesamtlänge von mehr als 9.500 km Eisenbahnstrecken ab. Das Verkehrsministerium hat die Elektrifizierung von weiteren 700 Kilometern genehmigt, und Machbarkeitsstudien für weitere 600 Kilometer werden vorbereitet. Außerdem ist die schrittweise komplette Umstellung des Traktionssystems auf 25 kV 50 Hz Wechselstrom bis 2045 geplant.