100-Tage-Programm für mehr Schienengüterverkehr

Die Güterbahnen in Deutschland haben am 30.09.2021 gemeinsam mit dem Branchenverband VDV ein Gutachten vorgestellt, in dem der Handlungsbedarf im Schienengüterverkehr zur Erreichung der Wachstums- und Klimaschutzziele bis 2030 untersucht wurde. Um den angestrebten Marktanteil der Güterbahnen von mindestens 25 % bis 2030 zu erreichen, sind laut des Gutachters Roland Berger Gesamtinvestitionen von 52 Milliarden Euro sowie zahlreiche Verbesserungen bei ordnungspolitischen Rahmenbedingungen notwendig. Das Gutachten schlägt der neuen Bundesregierung vor, dafür im ersten Schritt möglichst sofort nach Regierungsbildung ein „100-Tage-Programm“ für den Schienengüterverkehr auf den Weg zu bringen.

Für das Gutachten wurden 25 relevante Branchenvertreter interviewt und nach ihren unternehmerischen Lösungsvorschlägen und dem politischen Handlungsrahmen für die Zielerreichung bis 2030 befragt. Daraus ist eine Sammlung von über 100 Einzelmaßnahmen entstanden, die von den Gutachtern in 18 Maßnahmenbündel mit folgenden drei Schwerpunkten zusammengefasst wurden: „Verkehrspolitische Rahmenbedingungen“, „Infrastruktur und Rollmaterial“ sowie „Innovation und Qualität“. Die Gutachter kommen dabei zu dem Ergebnis, dass die 18 Maßnahmenbündel möglichst parallel umzusetzen sind, da diese nur im Verbund ihre prognostizierte Wirkung erreichen. Wenn dies gelingt, so das Gutachten, kann die Transportleistung des Schienengüterverkehrs bis 2030 auf jährlich ca. 213 Mrd. Tonnenkilometer und damit auf einen Marktanteil von 25 % gesteigert werden. Dies entspräche einer um ca. 64 % höheren Leistung der Güterbahnen als heute. In den einzelnen Segmenten würde der Kombinierte Verkehr dabei mit 6,8 % jährlich am deutlichsten wachsen, gefolgt vom Ganzzugverkehr mit 4,2 % Wachstum pro Jahr und dem Einzelwagenverkehr mit jährlich plus 2,9 %. Vom dafür notwendigen Gesamtinvestitionsbedarf von 52 Mrd. EURO entfallen bis 2030 alleine ca. 32 Mrd. EUR auf den Ausbau der Infrastruktur, ca. 9 Mrd. auf die Erweiterung der Flotte und etwa 11 Mrd. auf die Umsetzung der weiteren Maßnahmenbündel.

Das 100-Tage-Programm besteht im Wesentlichen aus folgenden Maßnahmen:

  • Notwendige Mittel für den Infrastrukturausbau fest in Haushalt und Finanzplanung verankern
  • Bestehende Bundesmittel für Innovationen im Schienengüterverkehr stärken
  • Bürokratieabbau im Schienengüterverkehr beschleunigen
  • Schienengüterverkehr von Energiesteuern und -abgaben entlasten
  • Lkw im Vor- und Nachlauf des Kombinierten Verkehrs von der Maut befreien
  • Kranbarkeit von Sattelaufliegern europaweit gesetzlich verankern
  • Umrüstung des Rollmaterials auf ETCS finanziell unterstützen
  • Sprachbarrieren im grenzüberschreitenden Verkehr reduzieren
  • Europäische Verständigung zu Migration und Finanzierung DAK (Digitale Automatische Kupplung) herstellen
  • Gleisanschluss für neue Industriegebiete und Logistikstandorte verbindlich vorschreiben
  • Höhere Förderung für den Einzelwagenverkehr im Bundeshaushalt verankern

VDV mit elf neuen Mitgliedern 2021

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Branchen- und Fachverband für gegenwärtig 631 Unternehmen und Verbünde aus dem öffentlichen Personen- und Schienengüterverkehr, konnte im ersten Halbjahr 2021 elf neue Mitgliedsunternehmen begrüßen:

Firmenname Aufnahme
Twentyone GmbH, Neu-Ulm 01.01.21
SWEG Südwestdeutsche Landesverkehrs-AG, Lahr 01.01.21
Schütz GmbH & Co. KGaA, Selters 01.01.21
National Express Holding GmbH, Düsseldorf 01.02.21
RailWatch Verwaltungs GmbH, Bonn 01.02.21
Regionaler Nahverkehrsverband Marburg, Marburg 01.03.21
Norddeutsche Eisenbahnfachschule GmbH, Braunschweig 01.03.21
Die Informationsdesigner GmbH, Köln 01.04.21
UEF Eisenbahn-Verkehrsgesellschaft mbH, Germersheim 01.04.21
Fahrzeugmanagement Region Frankfurt RheinMain GmbH, Hofheim 01.04.21
MZ Eisenbahndienstleistungen GmbH, Seck 01.05.21

Investitionsbedarf der NE-Bahnen wächst

Zum sechsten Mal hat der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) – Branchenverband mit über 600 Mitgliedsunternehmen aus dem öffentlichen Personen- und dem Schienengüterverkehr – die nichtbundeseigenen Eisenbahnen (NE-Bahnen) in Deutschland nach dem Erhaltungs-, Modernisierungs- und Ausbaubedarf ihrer Infrastrukturen befragt. Insgesamt etwa 60 Eisenbahnunternehmen haben sich an der Umfrage beteiligt und rund 420 Maßnahmen zur Verbesserung des nichtbundeseigenen Schienennetzes gemeldet, die der VDV nun in einer entsprechenden Maßnahmenliste zusammengefasst und veröffentlicht hat:

Aus der vorherigen Befragung im Jahr 2018 wurden rund 240 Maßnahmen übernommen, deren Umsetzung noch aussteht, knapp 180 Maßnahmen sind neu hinzugekommen. Gleichzeitig konnten aber auch mehr als 120 Maßnahmen aus der 2018er Liste gestrichen werden, da diese zwischenzeitlich umgesetzt wurden oder aus anderen Gründen nicht mehr relevant sind.

Neues Netzwerk zur Stärkung des Einzelwagenverkehrs

Verschiedene deutsche Schienengüterverkehrsunternehmen wollen ab sofort enger und abgestimmter zusammenarbeiten, um den Einzelwagenverkehr in Deutschland voranzubringen. Dafür haben sie gemeinsam das „Netzwerk Zukunft Einzelwagenverkehr“ gegründet.

Zu den Gründungsmitgliedern zählen insgesamt zwölf Güterbahnen: Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG), Bentheimer Eisenbahn (BE), Chemion Logistik, DB Cargo, duisport rail, Flex Bahndienstleistungen, Kreisbahn Siegen-Wittgenstein (KSW), Mindener Kreisbahnen (mkb), RheinCargo, Rheinhafen Krefeld, SWEG Südwestdeutsche Landesverkehrs-AG und Westfälische Landes-Eisenbahn (WLE). Die Koordination des Netzwerks läuft federführend über den Branchenverband VDV und wird vom Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE) unterstützt.

Folgende konkrete Ziele verfolgen die Mitglieder im Rahmen des Netzwerks Zukunft Einzelwagenverkehr:

  • Die Partner bekennen sich dazu, im Einzelwagenverkehr ein gemeinsames Netzwerk zu betreiben.
  • Das Netzwerk und seine vielfältigen Möglichkeiten werden mit einem starken Marketing eine breitere Wahrnehmung im Markt erhalten und so das Ziel einer gemeinsamen Verkehrsverlagerung zu ermöglichen. Alleinstellungsmerkmale sind zentraler Bestandteil der Kommunikation.
  • Neben dem Bekenntnis aller Produktions-Partner, sich im Netzwerk gegenseitig den Einkauf von Einzelwagentransporten zu ermöglichen, werden Angebotsprozesse und somit auch die Wettbewerbsfähigkeit im intermodalen Wettbewerb Straße – Schiene und somit auch der Wettbewerb insgesamt verbessert.
  • Die Partner werden eine zuverlässige Übersicht über die bestehenden klassischen und multimodalen Verlademöglichkeiten im Einzelwagenverkehr veröffentlichen und sicherstellen, dass die neue Gleisanschlussförderung in der verladenen Wirtschaft bekannt ist. Damit wollen wir neue Zugangspunkte und neue, multimodale Verkehre im Einzelwagenverkehr entstehen lassen.
  • Es wird sichergestellt, dass die Partner im Netzwerk rechtzeitig über technische Innovationen in der Wagenflotte informiert sind, um diese neuen Möglichkeiten in echte Vorteile für Kunden und Nutzer umzuwandeln.
  • Die Partner arbeiten gemeinsam an der Digitalisierung der operativen Transportprozesse und streben einen standardisierten Datenaustausch an. Damit schaffen wir neben der Optimierung der betrieblichen Zusammenarbeitsmodelle die Voraussetzungen für ein zukunftsfähiges und qualitativ hochwertiges Netzwerk
  • Die Partner beachten bei allen kooperativen Handlungen die Bestimmungen des Kartellrechtes.

Neben den Güterbahnen, die von Beginn an dieses Netzwerk maßgeblich tragen, sollen sich möglichst bald viele weitere Partnerunternehmen aus der Branche anschließen, um das Netzwerk breit aufzustellen. Zusätzlich zu den Güterbahnen können weitere Verbände oder Unternehmen, auch aus anderen Branchen, dem Netzwerk Zukunft Einzelwagenverkehr als sogenannte Unterstützer beitreten.

Alle Infos zum Netzwerk Zukunft Einzelwagenverkehr: www.netzwerk-einzelwagenverkehr.de

Hafenbahnen: VDV-Standard für digitale Schnittstelle

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) verspricht sich von der Anwendung der neuen VDV-Schrift 464 „Standardisierter Datenaustausch zwischen Eisenbahnverkehrsunternehmen und Eisenbahnen öffentlicher Häfen (als Eisenbahninfrastrukturunternehmen) bei Vormeldungen von Zügen und Rangierfahrten in/aus See- und Binnenhäfen (EöH-IT-Schnittstelle) –EIS“ einen erheblichen Mehrwert. Initiator der neuen Schnittstelle ist Harald Kreft, Geschäftsleiter der Hamburger Hafenbahn.

Die neue EIS verfolgt das Ziel, das Kapazitätsmanagement durch die standardisierte Bereitstellung von operativen Betriebsdaten durch die Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) zu optimieren. Mit EIS soll vermieden werden, dass EVU für jeden Hafen eine unterschiedliche Schnittstellendefinition bedienen müssen. Davon sollen alle Zugangsberechtigten profitieren. Die Schnittstelle wurde unter Berücksichtigung der TAF TSI entwickelt.

Die VDV- Schrift 464 ist auf der VDV-Fachwissens-Plattform „KnowHow@ÖV“ kostenfrei abrufbar.

Branchenverband VDV wächst weiter

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Branchen- und Fachverband für aktuell 633 Unternehmen und Verbünde aus dem öffentlichen Personen- und Schienengüterverkehr, konnte auch im Pandemie-Jahr 2020 weitere neue Mitglieder begrüßen.

Seit Juni 2020 sind dem VDV folgende Unternehmen beigetreten:

  • Internationale Gesellschaft für Eisenbahnverkehr IGE GmbH & Co. KG, Hersbruck, 01.06.2020
  • Leo Express GmbH, Berlin, 01.07.2020
  • Zweckverband Landshuter Verkehrsverbund, Landshut, 01.07.2020
  • Mobile Rail Service GmbH (MRS), Naunhof, 01.08.2020
  • Schwäbische Alb-Bahn GmbH (SAB), Münsingen, 01.08.2020
  • Flex Bahndienstleistungen GmbH, Leipzig, 01.09.2020
  • Zweckverband Regional-Stadtbahn Neckar-Alb, Mössingen, 01.10.2020

VDV fordert NE-Trassenpreisförderung

Die 189 im Branchenverband VDV organisierten Schienengüterverkehrsunternehmen fordern den Bund auf, künftig auch die Trassenpreise für die Nutzung nichtbundeseigener Schienenwege zu fördern. Bislang unterstützt der Bund ausschließlich die Nutzung der Infrastruktur im Bereich der DB Netz AG mit jährlich 350 Mio. EUR. Inzwischen werden immerhin rund 5.000 Kilometer, also etwa 15 % des deutschen Schienennetzes von NE-Bahnen betrieben.

Besonders im Schienengüterverkehr und dort auf den letzten Kilometern bis zum Hafen oder zum Industriestandort sind vielfach nichtbundeseigene Eisenbahnen Betreiber der Infrastrukturen. Diese verhältnismäßig kleinen Teilstücke des gesamten deutschen Schienennetzes haben nach Verbandseinschätzung eine überproportional hohe systemische Gesamtrelevanz für die Funktions- und Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs.