Alstom: Wasserstofflösung für Rangierverkehr

Alstom hat am 24.11.2022 am Standort in Stendal eine von Diesel- auf Wasserstoffbetrieb umgebaute Rangierlok des Typs Prima H3 hybrid präsentiert. Die 90 80 1002 032-3 D-ALS ist Teil eines Innovationsprojekts für die Dekarbonisierung des Rangierverkehrs. Alstom entwickelt gemeinsam mit den Verkehrsbetrieben Peine-Salzgitter (VPS), der WTZ Roßlau, der TU Braunschweig und assoziierten Partnern eine Umrüstlösung für Bestandslokomotiven auf Wasserstoffantrieb. Die assoziierten Partner sind das Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik und die Robert Bosch Elektronik. Unterstützt wird das Projekt durch die Stadt Salzgitter mit Fördermitteln aus der Strukturhilfe des Landes Niedersachsen. Ab 2024 ist der Einsatz der Lok im Rangierdienst der VPS geplant.

Auf Wasserstoffkraftstoff umgerüstete Lok des Typs H3 hybrid. Foto: Alstom

Das grüne Potenzial einer Umrüstung von Diesel- auf Wasserstoffantrieb bei Rangierloks ist nach Einschätzung von Alstom groß. In Deutschland sind nach Recherchen des Konzerns rund 1.000 Diesel-Rangierlokomotiven im Einsatz, europaweit sind es etwa 4.000. Die durchschnittliche Laufzeit einer Dieselrangierlok betrüge 50 bis 70 Jahren. Im Jahr stößt sie etwa 150 Tonnen CO2 aus. Eine modernisierte Rangierlok mit Wasserstoffantrieb spart nach Alstom-Recherchen bei einer Restnutzungsdauer von 15 bis 20 Jahren bis zu 3.000 Tonnen CO2 ein.

Alstom ist nach eigener Aussage weltweit führend auf dem Markt für wasserstoffbetriebene Züge. 2016 war der Konzern das erste Unternehmen weltweit, das einen neuen Regionalzug auf der Basis von Wasserstoff-Brennstoffzellen und Batterien
eingeführt hat.

Alstom / Engie: Wasserstoffzug für Nestlé Waters

Ab 2025 will Nestlé Waters France mit einer von Alstom und dem Energieversorgungskonzern Engie entwickelten Lösung den ersten wasserstoffbetriebenen Güterzug in Europa betreiben und so auf den Einsatz von Dieselloks verzichten.

Grafik: Alstom

Das von Alstom entwickelte Hochleistungs-Wasserstoff-Brennstoffzellensystem wird elektrische Lokomotiven auf nicht elektrifizierten Streckenabschnitten mit Energie versorgen und so eine 100 % elektrische Lösung für den Schienengüterverkehr ermöglichen.

Ab 2025 soll mit dieser Lösung das „Vittel“ Mineralwasser zwischen der Fabrik in den Vogesen und den verschiedenen Distributionszentren in Arles (600 km) und Montreuil-Bellay (760 km)) transportiert werden.

DB Cargo will Wasserstoff transportieren

DB Cargo will zukünftig Wasserstoff per Güterzug transportieren. Dieses Konzept stellt nach Einschätzung der Güterbahn eine effiziente Alternative zu Pipelines für Wasserstoff dar.

Den Bedarf an Wasserstoff schätzt die Bundesregierung nach DB-Quellen bis ins Jahr 2030 auf rund 100 Terawattstunden jährlich ein. Zum Vergleich: der Gesamt-Stromverbrauch in Deutschland lag zuletzt bei rund 580 Terawattstunden pro Jahr.

Wasserstoff, der nach Deutschland importiert wird, ist in der Regel nicht gasförmig, sondern in Flüssigkeiten gebunden. Dadurch kann er unkompliziert und effizient per Seeschiff transportiert werden. DB Cargo hat in Zusammenarbeit mit Energieversorgern ein Konzept für den Transport zu Empfängern, weitab von Seehäfen entwickelt. Der Wasserstoff wird in dieser Flüssigkeits-Bindung belassen. Damit können die üblichen Kesselwagen im Schienengüterverkehr genutzt werden. Erst dort, wo Wasserstoff als Energiespender eingesetzt werden soll, wird das Ladegut wieder in seine Bestandteile „gecrackt“, der Wasserstoff separiert und als Energieträger genutzt.

Captrain und HDF Energy entwickeln Wasserstofflok

Captrain und HDF Energy entwickeln gemeinsam die erste Wasserstofflok für den Einsatz in Frankreich. Dies gaben die beiden Unternehmen am 11.05.2022 bekannt. Das HyShunt-Projekt umfasst die Umrüstung einer Diesellok des Typs BB 300 aus den 1950er Jahren auf eine Hochleistungsbrennstoffzelle.

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BB 300 der VFLI (heute: Captrain France). Quelle: https://www.flickr.com/photos/30843245@N00/31780980403/

Wasserstoffloks für Hafen Triest

Italiens Ministerium für ökologischen Übergang (Ministero della Transizione ecologica; MiTE) genehmigte zwei neue Wasserstofflokomotiven für den Hafen von Triest, die innerhalb des neuen Freihafens zum Einsatz kommen sollen. Die Zuteilung im Wert von 4 Mio. EUR erfolgt im Rahmen der Green Ports-Ausschreibung und soll einen Teil der dieselbetriebenen Lokomotiven von Adriafer ersetzen. Die Förderung umfasst auch eine innerhalb von drei Jahren betriebsbereite Wasserstoffproduktionsanlage innerhalb des Hafengebiets. 

Adriafer-Rangierdienst mit alternativem Kraftstoff

Die mit Rangierdienstleistungen im Hafen von Triest tätige Adriafer hat eine Zusammenarbeit zur Entwicklung einer ersten Rangierlokomotive mit alternativem Kraftstoff begonnen. Gemeinsam mit einem Pool von Partnern, darunter der italienische Energiekonzern Snam (Società Nazionale Metanodotti), will das Unternehmen Projekte zur Verringerung des CO2-Fußabdrucks im Rangierbetrieb entwickeln und Maßnahmen zur Verbesserung der Effizienz seiner Flotte durchführen. Man will damit die Umstellung auf sauberere Kraftstoffe in Friaul-Julisch Venetien voranzutreiben, und stellt sich der in Italien noch nicht angenommenen Herausforderung, ein mit anderen Energieträgern wie LNG, Bioethanol und Wasserstoff betriebenes Rangierfahrzeug zu entwickeln.

Neben der Energiewende zielt das Unternehmen darauf ab, die Konnektivität des regionalen Logistiksystems zu verbessern, z. B. durch den Ende 2020 in Zusammenarbeit mit VTG Rail Europe gestarteten Vermietungsdienst Easywagon, der Güterwagen statt der üblichen Langzeitmiete auch tageweise vermietet und sein Angebot kürzlich um einen neuen, für den Containertransport geeigneten 80-Fuß-Wagentyp erweitert hat. Ziel dieser Maßnahme ist es, die Aufnahme von Eisenbahndiensten vom Hafen Triest aus zu erleichtern, da EVU so nicht mehr das Risiko der jährlichen Wagenmiete und eventueller Nichtnutzungstage tragen müssen.

Erste polnische H2-Rangierlok von PESA

Der Schienenfahrzeughersteller Pesa Bydgoszcz baut derzeit seine erste wasserstoffbetriebene Lokomotive „Hydrogen Ready“ und ihre Komponenten. Die Prototyp-Lok basiert auf der Gama-Reihe und soll bis Ende 2021 fertiggestellt werden.

Es handelt sich um eine Mittelführerstandslok, die für den Rangierbetrieb auf Bahnhöfen oder in Industrieanlagen ausgelegt ist. Die ersten Komponenten sind bereits fertig, darunter der Rahmen und eine in Kanada produzierte Wasserstoffzelle.

Grafik: Pesa

Aufgrund der Absage der Innotrans-Messe wurde die Premiere der Wasserstofflok auf die Trako-Messe im September 2021 verschoben. Der Herstellungsprozess befindet sich in der Endphase, bis 2022 soll sie zertifiziert und voll funktionsfähig sein. Der Prototyp wird dann auf dem Gelände der Orlen-Raffinerie in Płock getestet.

Pesa arbeitet seit Dezember 2019 an dem Projekt einer wasserstoffbetriebenen Lok in Zusammenarbeit mit der polnischen Ölraffineriegruppe PKN Orlen, die den Wasserstoff als Brennstoff liefern wird. Es wird ein Fahrzeug sein, das mit einer Wasserstoffzelle aufgerüstet werden kann, wenn dieser Kraftstoff besser verfügbar ist. In vier Jahren sollen auch Batterie-Wasserstoff-Triebzüge angeboten werden.

RCG transportiert grünen Wasserstoff

Im Rahmen der “Important Projects of Common European Interest (IPCEI)” der Europäischen Kommission entwickelt das österreichische Elektrizitätsversorgungsunternehmen Verbund gemeinsam mit Technologiepartnern und Abnehmern für grünen Wasserstoff das Projekt “Green Hydrogen @ Blue Danube”: Dabei geht es darum, eine europäische Wertschöpfungskette für grünen Wasserstoff aufzubauen – von der Produktion über den Transport bis hin zu den Abnehmern im Industrie- und Mobilitätsbereich.

Um den Bedarf an grünem Wasserstoff auch in Österreich und Deutschland zu sichern, unterstützt die Rail Cargo Group das langfristige Projekt mit Transporten auf der Schiene. Diese sollen ab 2025 stattfinden und entlang der Donau, zu den Abnehmern in Österreich und Deutschland transportiert werden.